Chapter structure
- 3.1 KWG und MPG: ein historisches Kontinuum
- 3.2 „Harnack-Prinzip“ – Diffusion eines Terminus
- 3.3 Harnack-Prinzip und Corporate Identity
- 3.4 Humboldts „Hilfsinstitute“ und die KWG: eine nützliche Legende
- 3.5 Die „Gesamtanstalt“ und die Ausdifferenzierung der Institutionentypen
- 3.6 Grundlagenforschung und Vertrauensvorschuss
- 3.7 Sachliche und personelle Gesichtspunkte
- 3.8 Das Harnack-Prinzip und die Wissenschaftlerinnen
- 3.9 Kollegiale Leitung
- 3.10 Forschungsfreiheit, Evaluation, Legitimation
- 3.11 Immanente Spannungen
- 3.12 Ambivalenzen des Harnack-Prinzips
- 3.13 Übergreifende Zusammenhänge
- Fußnoten
3.1 KWG und MPG: ein historisches Kontinuum
Der Max-Planck-Gesellschaft hat es so erfolgreich vermocht, einen kontinuierlichen Übergang von der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zu sich selbst zu konstruieren, dass im Jubiläumsjahr 2011 eine einheitliche, durchgehende hundertjährige Geschichte gefeiert werden konnte – und nicht etwa eine nur äußerliche Addition zweier separater Institutionengeschichten zu einem Saeculum.1 Bereits vor fünfzig Jahren brachte der damalige Präsident Adolf
Er bezog sich dabei auf die am 21. Juni 1960 nach Abschluss des komplizierten Transfers sämtlicher Vermögenswerte in Berlin erfolgte rechtswirksame Auflösung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft.
Damit besteht kein Zweifel daran, dass KWG und MPG ungeachtet ihres historischen Zusammenhangs als zwei verschiedene Institutionen aufzufassen sind; diese Tatsache wird auch daran deutlich, dass von 1948 bis 1960 juristisch beide nebeneinander bestanden. In seinem Rückblick auf 50 Jahre MPG kennzeichnete Hubert
So konnte gerade durch Neubegründung und Neubenennung die Verpflichtung auf grundlegende wissenschaftliche Ideale besser gewährleistet werden, als dies durch einfache Fortführung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft möglich gewesen wäre.6
Bis auf die institutionenrechtliche Unterscheidung wird ein Maximum an Gemeinsamkeiten zwischen beiden in Anspruch genommen. Griffiger sprachlicher Ausdruck dieser Geschichtsinterpretation war und ist das Kompositum „Kaiser-Wilhelm-/Max-Planck-Gesellschaft“, das in den offiziellen Ansprachen der MPG-Präsidenten schon früh verwendet wurde.7 Als Rudolf
3.2 „Harnack-Prinzip“ – Diffusion eines Terminus
Worauf gründen sich die zahlreichen, oft in repräsentativem oder gar festlichem Kontext getroffenen Aussagen, in denen die historische Gemeinsamkeit von KWG und MPG betont wird? In neuerer Zeit, spätestens seit Ende der 1980er Jahre, gilt der Terminus „Harnack-Prinzip“ als Markenzeichen dieser Verbindung. Verschiedene offiziell verwendete Formulierungen stellen dieses Prinzip an die Spitze der für die MPG geltenden Prinzipien oder erwecken sogar den Eindruck, es sei überhaupt das Grundprinzip der Gesellschaft. So steht auf der Website der MPG, dass das Harnack-Prinzip „als wichtigster Grundsatz der Gesellschaft gelten“ dürfe,9 und an einer anderen Stelle heißt es dort:
Das fundamentale Grundprinzip der MPG ist, herausragend kreativen, interdisziplinär denkenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern Raum für ihre unabhängige Entfaltung zu bieten. Dieses so genannte Harnack-Prinzip ist nach dem ersten Präsidenten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, der Vorgängerorganisation der MPG, benannt.10
Die Formulierungen, auf die sich der Terminus „Harnack-Prinzip“ stützt, sind älter; wann die Prägung selbst innerhalb der MPG in Gebrauch kam, ist nicht ganz klar. Rudolf
Vielleicht war in Deutschland noch niemals zuvor – auch über die innerwissenschaftliche Kommunikation hinaus – so häufig und so dezidiert vom Harnack-Prinzip die Rede wie 2010/11. Beiläufig sei an dieser Stelle bemerkt, dass der in der englischsprachigen Literatur verwendete Terminus „
Im historischen Gedächtnis der MPG nimmt Adolf von
Richard von
Jedenfalls hatte
Spitzenforschung ist heute Teamarbeit. Und doch sind es oft die einzelnen herausragenden Forscherpersönlichkeiten, ihre Ideen, ihre Kreativität und Energie, die den Unterschied machen. Mit der Alexander-von-Humboldt-Professur holen wir sie nach Deutschland, damit sich um sie herum starke Teams und dauerhafte Strukturen bilden. Damit tragen wir das Harnack-Prinzip in die Universitäten.21
Im gleichen Jahr war bei Pirmin
Nichts gegen das Harnack-Prinzip des personalen Vorbilds und der Personenförderung, wie es die MPG praktiziert. Es ist nur zu kurz gedacht, wenn man dieses Prinzip, das für jede freie Wissenschaft und Lehre zentral ist und zugleich das allgemeine Prinzip eines Ethos der Wissenschaftler ist, aus den Universitäten in andere Institutionen auslagert.22
Ein anderes Beispiel für die ausufernden Interpretationen des Terminus „Harnack-Prinzip“ und damit zugleich für seine Popularität ist die folgende Bemerkung von Jörg
Mit der Spende zur Finanzierung des Instituts für Molekulare Biologie möchte die Boehringer Ingelheim Stiftung hervorragende Grundlagenforschung im Bereich der Lebenswissenschaften an der Mainzer Universität fördern. Um dieses Ziel zu erreichen, haben wir uns für das Harnack-Prinzip entschieden. Dieses Prinzip bedeutet, das wissenschaftliche Thema eines Instituts zunächst sehr weit zu fassen, um dann in diesem Feld die besten Wissenschaftler zu identifizieren. Diese können und sollen dann selbstständig die konkreten Inhalte, Methoden und Ziele der Forschung aufgrund ihrer persönlichen Kompetenz festlegen.23
Alle populären Formulierungen des Harnack-Prinzips gehen auf eine Äußerung
Abb. 3.1: Albert
Nichtsdestoweniger wurde gerade an diese von
Der Vorrang der Person wird hier noch stärker betont als in der oben zitierten originalen Formulierung
Die Leistungen eines jeden Kaiser Wilhelm-Instituts beruhen im Grunde auf der Persönlichkeit seines Direktors. Der Direktor ist die Seele des Instituts, er schaltet im Rahmen der allgemeinen satzungsmäßigen Bestimmungen und des ihm zur Verfügung stehenden Etats als Herr im Hause, er bestimmt die Aufgaben, die in Angriff zu nehmen sind, er trägt die Verantwortung für das in dem Institut Geleistete.27
Die gerade zitierten Formulierungen tragen einen monarchischen Akzent. Wenn man aber, wie es in neueren Texten der Fall ist, auf diese Anmutung verzichtet, verschwindet der wesentliche Gehalt nicht, sondern wird nur noch deutlicher: die Hervorhebung bestimmter Persönlichkeiten durch ihre institutionelle Position. Autorität durch Reputation wird in Autorität durch institutionelle Stellung (Rang) überführt.
3.3 Harnack-Prinzip und Corporate Identity
Dies ist allerdings überall der Fall, wo es durch den hierarchischen Aufbau von Institutionen herausgehobene Rollen für bestimmte Persönlichkeiten gibt, keineswegs nur in der KWG/MPG. Die Frage, was dabei wissenschaftsspezifisch oder gar ein Alleinstellungsmerkmal der KWG/MPG ist, muss weiter erörtert werden. Das Monitum von
führt uns die Spannweite in Umfang und Organisation der Institutionen vor Augen, in denen die MPG die Wissenschaft fördert, und zeigt deutlich die Flexibilität, die ihr zur Erfüllung ihrer Aufgaben eigen ist. Kaum ein Max-Planck-Institut gleicht in seiner Organisation, seiner Größe und seinem inneren Gefüge einem anderen; stets kann die für eine Forschungsrichtung gerade notwendige Form erstellt, die in ihr arbeitende Gemeinschaft sinnvoll gegliedert werden.28
1972 zog Reimar
In dieser Situation, die das Gegenteil organisatorischer Uniformität ist, bereitet es durchaus Schwierigkeiten, das allen Instituten verbindlich Gemeinsame auf einen gehaltvollen Begriff zu bringen. Der Ausdruck „Harnack-Prinzip“ erscheint hier als ein sprachlicher Marker, als ein Signal, das bei denen, die damit umgehen, zwar keineswegs identische, aber immerhin verwandte Vorstellungen auslöst. Nur auf diese Weise kann es in einer außerordentlich vielgestaltigen Einrichtung, in der jedes Institut nicht nur gegenständliche (thematische) und personelle Eigenarten – dies ist selbstverständlich – sondern auch strukturelle und organisatorische Spezifika aufweist, eine gewisse corporate identity stiften. Dieser Leistung vor allem dürfte der Terminus „Harnack-Prinzip“ seine Vitalität, seine feste Einbürgerung im internen Betriebssystem der MPG verdanken. Der Aristokrat und „Vernunftrepublikaner“
Neuere Arbeiten scheuen sich aber nicht, es zu verwenden. Helmuth
Identitätsstiftend war in erster Linie die konkret erlebte Meritokratie, ein von allen getragenes Leistungs- und Wissenschaftsethos, gepaart mit dem Bewusstsein, einer international anerkannten Wissenschaftselite anzugehören, die gleichzeitig institutionell nach außen relativ stark abgekapselt war.33
Dieses Bewusstsein „wirkte hochgradig ‚institutionell stabilisierend‘ und stärkte die ‚Gruppenkohärenz der Belegschaft‘ der KWG.“34
Die Wissenschaftler, die die einzigartige Dahlemer Atmosphäre erfahren hatten, nahmen die Erinnerung daran mit, als die Institute kriegsbedingt zum größten Teil in den Westen und Südwesten Deutschlands verlagert wurden, und brachten sie als Mitgift in den Aufbau der MPG ein. Hin und wieder blitzte in Äußerungen solcher Gelehrter diese Erinnerung auf, die ihre Bindekraft offensichtlich auch nach dem Krieg nicht verloren hatte. Als
Hier wiederholt sich im Kleinen, was einst die Kaiser-Wilhelm-Institute in Dahlem ausgezeichnet hat, die enge räumliche Verbindung von Instituten, in deren Zentrum sich ein Haus der Begegnung befindet, das den Meinungsaustausch und die Diskussion zwischen Vertretern verschiedener Arbeitsrichtungen fördert.37
So ist die corporate identity der MPG auch durch eine lebensweltliche, emotional gefärbte Komponente gekennzeichnet und nicht vollkommen in rationale Bestimmungen auflösbar. Im Harnack-Prinzip schwingt diese Komponente mit; wann immer dieser Terminus gebraucht wird, ruft er auch Erinnerungen an die eigene Geschichte und an die unikale Persönlichkeit des Gründungspräsidenten der KWG auf. Nichtsdestoweniger muss es möglich sein, die charakteristischen Züge begrifflich zu fassen, die der KWG/MPG unterscheidend eigen sind – zumindest im deutschen Wissenschaftssystem. Dazu muss hier zunächst die Stellung der KWG im Institutionengefüge der Wissenschaft in Deutschland (in der deutschen Wissenschaftslandschaft) in den Blick kommen, aus dessen interner Differenzierung sie hervorgegangen ist und relativ zu dessen anderen Bestandteilen sie ihre Eigenart ausprägen und bewähren musste. Ihre Gründung erfolgte in einer Situation scharfer Konkurrenz mit den preußischen Universitäten und der Preußischen Akademie der Wissenschaften (PAW) um die verfügbaren Ressourcen. Um 1900 waren die deutschen Universitäten generell in einer kritischen Lage, nachdem etwa seit der Reichsgründung die Studentenzahlen weitaus stärker gewachsen waren als die Lehrkörper und in diesen wiederum die Zahl der Privatdozenten und Extraordinarien weitaus schneller zunahm als die der Ordinarien. Nach Angaben Bernhard vom
3.4 Humboldts „Hilfsinstitute“ und die KWG: eine nützliche Legende
In dieser Situation erschien es der wissenschaftlichen Öffentlichkeit in höchstem Grade überraschend, dass mit der KWG eine sowohl von der Akademie als auch von den Universitäten unabhängige Trägerorganisation für die neu zu errichtenden Forschungsinstitute geschaffen wurde. Das war insbesondere für die PAW ein enormer Affront.41 Dass die Gründung der KWG dennoch relativ konfliktarm verlief, dürfte in erster Linie der konstitutiven Rolle privaten Kapitals bei ihrem Zustandekommen zu verdanken gewesen sein – Mittel, die unter den gegebenen Umständen weder für die Universitäten noch für die PAW zu mobilisieren gewesen wären, so dass sie als eine zusätzliche Gabe für die Wissenschaft erschienen. Indes war die KWG keineswegs ein reines Surplus zu den staatlichen Wissenschaftsausgaben, das die Finanzierungsansprüche der Universitäten und der PAW nicht berührt hätte. Peter-Christian
Analysiert man die Finanzierung der KWG bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges, so verflüchtigt sich sogleich der von ihren Mitgliedern erweckte Eindruck, als sei die KWG eine rein mäzenatische Einrichtung zur Förderung der Wissenschaften gewesen, die allein zur Sicherung ihrer wissenschaftlichen Unabhängigkeit in bescheidenem Umfang staatliche Unterstützung in Anspruch genommen habe.42
Schon in den Anfangsjahren – ganz zu schweigen von der Zeit der Weimarer Republik – floss der KWG ein nicht zu vernachlässigendes Quantum öffentlicher Mittel zu, die damit für die Linderung der kritischen Situation des Hochschulwesens nicht zur Verfügung standen. Die KWG musste also in einer Weise argumentieren, die den Gesichtspunkt der Ressourcenkonkurrenz mit den anderen Institutionen und Institutionengruppen des deutschen Wissenschaftssystems möglichst verdeckte. Sie suchte darzulegen, dass sie etwas für die Gesamtwissenschaft Notwendiges vollbringe – etwas, das kein anderer Typus wissenschaftlicher Institutionen leisten könne, das aber für diese anderen, vor allem für die Universitäten, von größtem Vorteil sei. Dabei gelang es
In der von
Das Kunststück,48 das
Hier ist ein sorgfältiger Umgang mit dem Text geboten, denn es geht um nicht weniger als die Frage, ob Humboldt tatsächlich selbständige (das heißt, außeruniversitäre und außerakademische) Forschungsinstitute – und sei es auch in noch so embryonaler Gestalt – im Auge hatte, also Einrichtungen, auf deren Gestaltung, anachronistisch formuliert, grundsätzlich das Harnack-Prinzip angewandt werden konnte. Das ist sehr fraglich. Darauf deutet schon hin, dass Humboldt sie „Hilfsinstitute“ nannte. Noch aufschlussreicher ist seine Wortwahl an der Stelle, an der erstmalig von diesen Instituten die Rede ist: „Außer der Akademie und der Universität gehören zu den höheren wissenschaftlichen Anstalten noch die leblosen Institute“.50
Das Wort „leblos“ ist in diesem Kontext am ehesten so zu verstehen, dass diese Institute keine eigenen Ziele – etwa Forschungsprogramme – verfolgen, nicht aus sich selbst tätig werden sollten, sondern nur dann, wenn sie von der Akademie beziehungsweise der Universität in Anspruch genommen werden, und nur zu deren Zwecken. Das ist auch nachvollziehbar, wenn man die beiden einzigen Beispiele für solche Hilfsinstitute betrachtet, die hier von Humboldt genannt werden: das anatomische und das zootomische Theater. Sowohl die Akademie als auch die Universität sollen dabei die Hilfsinstitute nicht nur benutzen können, sondern „auch die Kontrolle darüber haben.“ Bei Humboldt heißt es ferner: „Akademie und Universität sind beide gleich selbständig.“ In dieser Aufzählung sind die „Hilfsinstitute“ nicht vertreten, ihnen wird nicht ausdrücklich wissenschaftliche Selbständigkeit zuerkannt. Was aber bedeutet nun die ihnen von Humboldt attestierte Unabhängigkeit? Das geht aus der Bestimmung des Verhältnisses der Hilfsinstitute zu Akademie und Universität hervor: Diese [die Hilfsinstitute] müssen abgesondert zwischen beiden, unmittelbar unter Aufsicht des Staates stehen.“ Die Kontrolle über die Hilfsinstitute, die Akademie und Universität zugestanden wird, können diese „nur dergestalt üben, dass sie ihre Erinnerungen und ihre Verbesserungsvorschläge nicht unmittelbar, sondern beim Staate anbringen.“51
Danach besteht die vorgeschlagene Unabhängigkeit der Hilfsinstitute darin, dass weder Akademie noch Universität die Verwaltungshoheit über sie besitzen; vielmehr sollten sie – wie übrigens Akademie und Universität jeweils für sich auch – unmittelbar dem Staat unterstehen, so dass beide ihre Vorstellungen zur Gestaltung und Umgestaltung der Hilfsinstitute nur realisieren könnten, indem sie den Staat als übergeordneten Akteur zum Handeln veranlassen, und dazu wären sie nur in der Lage, wenn der Staat ihre diesbezüglichen Vorschläge auch akzeptieren würde. Vermutlich wählte Humboldt dieses etwas gezwungen anmutende Arrangement um sicherzustellen, dass beide Seiten gleichermaßen Zugang zu den Hilfsinstituten hatten sowie um zu verhindern, dass eine Seite sich diese exklusiv aneignete.52 Dergestalt würden sie ein Bindeglied bilden, das das von Humboldt gewollte enge Miteinander von Akademie und Universität fördern könnte. Die solcherart projektierten „Hilfsinstitute“ waren das ganze Gegenteil selbständiger – noch dazu grundlagenorientierter – Forschungsinstitute. Man kann sich unter ihnen eine Infrastruktur vorstellen, die gleichberechtigt von der Akademie und von der Universität zu nutzen wäre; selbst dann, wenn zu ihr nicht nur Bibliotheken und Sammlungen, sondern auch Experimentieranlagen und ganze Laboratorien gehören sollten, wären das keine Forschungsinstitute, sondern Kapazitäten, die an Akademie und Universität angesiedelten und dort verbleibenden Gelehrten zur Verfügung gestellt würden, damit diese ihren Forschungsinteressen nachgehen könnten. Ein solcher Gedanke war für das beginnende 19. Jahrhundert weitsichtig. Jedoch noch mehr zu erwarten wäre anachronistisch. Damals wurde mit der Durchsetzung des Forschungsimperativs an den Universitäten gerade ein zweiter selbständiger Akteur auf dem Feld der Forschung neben den Akademien etabliert; es gab keinen Grund, außerdem noch einen dritten Typ von Forschungsakteuren einzuführen.
Indem
Gegenüber den Gelehrten aus Universitäten und Akademien, welche die neuen Forschungsinstitute als bewusste Durchbrechung des Humboldtschen Prinzips der Einheit von Forschung und Lehre bekämpften, wiederum warHarnack mit seinem genialen Rekurs auf angeblich unausgeführte und eigentlich nur ihm bekannte Pläne Humboldts ein solcher Erfolg beschieden, dass er schließlich selbst zum Gefangenen der von ihm erzeugten Legende wurde.53
3.5 Die „Gesamtanstalt“ und die Ausdifferenzierung der Institutionentypen
Alles in allem darf man
Die Gelehrten und Forscher aller Fakultäten und wissenschaftlichen Institutionen mögen sich im Geist Wilhelm v. Humboldts als Glieder einer ‚Gesamtanstalt‘ mit gemeinsam zu tragender Verantwortung fühlen und sich allen notwendigen Reformen öffnen, die unser Bildungssystem gebieterisch fordert.55
1968 erklärte er dezidiert, „daß wir den Bereich der Forschung in der Bundesrepublik als einen einheitlichen ansehen müssen.“56
Für einen neuartigen Institutionentyp, wie ihn die KWG 1911 darstellte, folgt aus der Einordnung in ein größeres Ganzes die Notwendigkeit, das eigene Profil gegenüber den bereits vorhandenen Institutionentypen so zu bestimmen, dass er als deren sinnvolle Ergänzung, nicht aber als deren bloße Doublierung erscheint. Im Weiteren ergeben sich auch Konsequenzen für die älteren Institutionentypen, die sich durch mehr oder minder weitreichende Adjustierungen auf den neuen Akteur einstellen. So war es nachvollziehbar, dass die KWG ihr Aufgabenfeld und ihre Arbeitsweise subsidiär zu Universität und Akademie als den traditionellen Typen wissenschaftlicher Institutionen bestimmte. Diese Position wird von der MPG demonstrativ weitergeführt. In diesem Sinne erklärte
Aber immer, wenn neue Aufgaben auf uns zukommen, fragen wir uns gewissenhaft, ob nach den gegebenen Umständen nicht die Universitäten und Hochschulen oder die wissenschaftlichen Akademien die besseren Träger seien, ob die zu bewältigenden Aufgaben nicht in deren Bereich liegen. Erst dann, wenn wir glauben, erkannt zu haben, dass das nicht der Fall ist, wird geprüft, ob es sich um ein Anliegen unserer Gesellschaft handeln kann.57
Für die Gesellschaft sei es ehrenvoll, dass an ihren Präsidenten laufend Anregungen zur Übernahme bestehender oder zur Gründung neuer Institute herangetragen würden, aber sehr viele sachlich gut begründete Anträge müssten abgelehnt werden, „weil sie nicht den Charakter des für die MPG Spezifischen tragen.
Auf eben diese Frage der Existenzberechtigung kam er in seiner Ansprache auf der Festversammlung der MPG 1968 zurück, als er im Zusammenhang mit der Veröffentlichung der ersten Liste universitärer Sonderforschungsbereiche durch den Wissenschaftsrat optimistische Perspektiven für die Grundlagenforschung an den Universitäten zeichnete:
Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung der Forschung an den Universitäten stellt sich für die Max-Planck-Gesellschaft die Frage nach ihrer eigenen Entwicklung. Welche Aufgaben hat sie zu erfüllen, wenn einmal Hochschulinstitute so arbeiten können, wie Max-Planck-Institute es jetzt können sollten? Was könnte die Fortführung einer Organisation noch rechtfertigen, wenn das, was sie bisher ausgezeichnet hat, in Zukunft – hoffentlich in naher Zukunft! – Gemeingut unserer Universitäten wird?59
Wenn es sich an den Universitäten tatsächlich – und auch nicht nur ausnahmsweise – so verhielte, wie
Gelehrten, die angesichts der Anforderungen des Hochschulunterrichts in ihrer Forschungstätigkeit behindert waren, vorübergehend oder dauernd Gelegenheit gegeben haben, frei von den Verpflichtungen des Unterrichts ihre Forschungen zu pflegen.60
Diese Argumentationsfigur ist ebenso verbreitet wie fragwürdig, denn sie unterstellt stillschweigend, dass die eigentliche Berufung des echten Gelehrten, die ihm Freude und Erfüllung bringt, die Forschung sei, während die Lehre als ein Forschungshemmnis und eine Last betrachtet werden müsse, die man nur notgedrungen auf sich nimmt. Eine solche Sicht der Dinge würde Humboldts Idee der Einheit von Forschung und Lehre durchaus nicht entsprechen, und wohl nicht zuletzt deshalb sah sich schon die KWG und erst recht die MPG immer wieder veranlasst, den vielfältigen Nutzen herauszustellen, den ihre Institute dem Hochschulwesen bringen. Wiederholt wurde berichtet, wie viele Institutsdirektoren und Wissenschaftliche Mitglieder weiterhin an den Universitäten lehrten und so die Studierenden mit den neuesten Forschungsergebnissen vertraut machten, wie die Institute an der Ausbildung fortgeschrittener Studenten teilnähmen, welche Leistungen sie für die Weiterbildung der Hochschullehrer erbrächten und wie überhaupt ein lebhaftes Hin und Her von Personen und Ideen das Verhältnis von KWG/MPG und Universitäten kennzeichne. Ausdrücklich bekannte man sich zum Fortbestand des Promotions- und Habilitationsmonopols der Universitäten.
Diesen Grundtenor findet man 1930 bei
Welche Arbeitsgebiete bilden ihr Spezifikum? Die mit der Gründung der KWG erklärte und seither immer wieder bekräftigte Subsidiarität gegenüber den Universitäten impliziert ein bestimmtes Bild vom Wissenschaftssystem eines Landes: Die Systematik des jeweils aktuellen Ensembles der Wissenschaftsgebiete – soweit es überhaupt innerhalb eines Landes vertreten werden kann (je kleiner das Land, um so mehr Abstriche sind erforderlich) – wird primär von den Universitäten repräsentiert und vorgegeben; Institutionen der außeruniversitären Forschung können lediglich in die Lücken eintreten, die im universitären Forschungsmuster bleiben oder sich darin auftun. Für die KWG wurden damit vor allem zwei Arten von Forschungsfeldern reklamiert. Die erste bildeten Gebiete im Frühstadium ihrer Entwicklung, für die an den Universitäten noch kein Platz war.
Bei der Suche nach der institutionellen Spezifik der Gesellschaft ist diese zweite Gruppe etwas irritierend. Wenn es in erster Linie der hohe Kostenaufwand für die erforderliche apparative Ausstattung ist, der nahelegt, ein bestimmtes Forschungsgebiet nicht an einer Universität (und schon gar nicht an einer der schwach dotierten Akademien) zu institutionalisieren, dann muss das nicht bedeuten, dass die betreffenden Forschungen in kognitiver Hinsicht nicht an eine Hochschule oder an eine Akademie passen würden; sie sind für diese zunächst wohl schlicht zu teuer. Im Grunde entstammt der Anspruch, solche Forschungen generell der KWG/MPG zuzuordnen, einer Zeit, als das wissenschaftliche Institutionengefüge in Deutschland noch weniger ausdifferenziert war und es weder eine Fraunhofer-Gesellschaft noch eine Helmholtz-Gemeinschaft gab. In den 1960er Jahren versuchte allerdings auch die MPG, am Trend zur „Großforschung“ (Big Science) teilzuhaben. Am 16. März 1960 beschloss ihr Senat, ein „Institut für Plasmaphysik GmbH“ in Garching bei München zu gründen.
Nichtsdestoweniger waren die typischen Max-Planck-Institute auch in der Folgezeit exzellent ausgestattete Einrichtungen von überschaubarer Größe; Garching hingegen war „ein struktureller Zwitter, der Ausnahme blieb“,69 während sich im Übrigen die Großforschungsinstitute – heute organisiert in der
Eher als die wegen ihres überdurchschnittlichen apparativen Aufwands schlecht zu den Universitäten passenden Gebiete dürfte die Gruppe der noch nicht hochschulreifen Grenzgebiete, die
3.6 Grundlagenforschung und Vertrauensvorschuss
Von besonderem Interesse sind hier einige Überlegungen, die
Aufgaben, die sich in Projekten formulieren lassen, deren Aufwand an Geld, Menschen und Zeit ausgedrückt werden kann, deren Ablauf und Erfolg sich kontrollieren läßt und die gegebenenfalls beendet werden können, wenn neue Prioritäten vordringlich erscheinen.73
Damit reagierte
Fragestellungen zu bearbeiten, die an den Grenzen unseres Wissens liegen, mit dem Ziel, diese Grenzen weiter hinauszuschieben, die Grundlagen gesicherter Methoden zu verlassen, das Risiko des Fehlschlages in Kauf zu nehmen – das macht nach meiner Vorstellung das Wesen der Grundlagenforschung aus.74
In seiner Ansprache berief sich
Ich mußte die nach bekannten Methoden zu lösenden Aufgaben allmählich meinen Schülern im Laboratorium überlassen und mich selbst schwereren Arbeiten von unsicherem Erfolge zuwenden, wo den allgemeinen Methoden den Forscher in Stich ließen oder wo die Methode selbst noch erst weiter zu bilden war.75
Hier wird deutlich, was sich hinter der Vorstellung verbarg, ein Forschungsgebiet sei noch nicht „hochschulreif.“ Hochschulreife bedeutet vor allem Lehrbarkeit – ein gewisser Kanon gesicherten Wissens und ein Repertoire standardisierter Methoden müssen vorhanden sein. Solange dieses Stadium nicht erreicht ist, kann ein Forschungsprogramm nicht ohne jeden Bezug auf seinen Autor oder seine Autoren als objektivierter Problem-Methoden-Komplex formuliert werden, den man im Prinzip beliebigen Akteuren zur Ausführung übertragen könnte, sofern sie nur die dazu erforderliche Qualifikation mitbringen. Diese Art von Forschung „entzieht sich weitgehend einer […] Darstellung in Projekten“,76 und wenn ihr eine solche Form dennoch übergestülpt wird, dann ist sie ihr eigentlich inadäquat und bedient eher Bedürfnisse der Administration als Bedürfnisse des Erkennens. Ähnlich äußerte sich auch
Grundlagenforschung ist ihrer Natur nach durch eine weitgehende Autonomie und Dezentralisierung in der Initiative und in der Ausführung gekennzeichnet. Man kann sie nicht nach Projekten planen, für die Mann-Jahre und erforderliche Geldmittel vorab angegeben werden.77
Genau darin liegt die Rationalität des enormen Vertrauensvorschusses an Personen, den das Harnack-Prinzip verkörpert. Deshalb ist in der aktuellen Selbstdarstellung der KWG bei der Erläuterung des Harnack-Prinzips auch von einem „High Trust“-Prinzip der Forschungsfinanzierung die Rede:
Komplementär dazu ist das „Low Trust“-Prinzip der reinen Projekt- oder Programmförderung, das in den letzten Jahren verstärkt ausgebaut wurde. Die Berufung zur Direktorin oder zum Direktor an einem Max-Planck-Institut beinhaltet die Zusage einer Ausstattung bis zur Emeritierung als Wissenschaftliches Mitglied. Je nach Berufungsalter ermöglicht dies, 20 bis 30 Jahre lang unabhängig zu forschen – eine angemessene Dauer, um neuen wissenschaftlichen Ideen zum Durchbruch zu verhelfen.78
Mit Fug und Recht verglich
das eigene Ziel und dessen Bedeutung in der Summe der Bemühungen um den wissenschaftlichen Fortschritt zu erkennen oder vielleicht nur zu erahnen. Denn das hat der echte Forscher mit dem echten Künstler gemein, daß er das noch nicht Gestaltete sieht und seine Gestaltung zu verwirklichen sucht. Die Entscheidung über Wert oder Unwert eines Arbeitsansatzes erfolgt also mit der Wahl der Persönlichkeit.79
Dabei wird der Vertrauensvorschuss den dafür ausgewählten Persönlichkeiten im Interesse der Wissenschaft gewährt und nicht in erster Linie in der Absicht, den solcherart Privilegierten eine Arena bevorzugter Selbstentfaltung zu eröffnen. Zweck und Mittel der von der MPG verfolgten Forschungspolitik sollten nicht verwechselt werden: „Die MPG ist eine Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, nicht zur Förderung der Wissenschaftler.“80 Allerdings adressierte
Mit einer Institution, die auf die dargestellte Weise verfährt, schafft ein Wissenschaftssystem institutionelle Vorkehrungen, um den kognitiven Erkundungshorizont weiter zu spannen, als es auf der Basis personenunabhängiger Zielstellungen (und damit einer vollkommen sachbezogen formulierten Programmatik) möglich ist. Aus der Unmöglichkeit, eine bestimmte Persönlichkeit in der Wissenschaft vollkommen äquivalent zu ersetzen, ergibt sich aber zugleich, dass dieser Strategie ein hohes Risiko eigen ist. Deshalb kann sie nicht im Zentrum der Arbeit solcher wissenschaftlichen Institutionen stehen, in deren Funktionskatalog Reproduktions- beziehungsweise Applikationsaufgaben eine zentrale Rolle spielen. So muss eine Universität jederzeit ein bestimmtes Repertoire physikalischer oder mathematischer Lehrveranstaltungen sicherstellen – einerlei, ob dafür erstklassige oder nur durchschnittliche Wissenschaftler zur Verfügung stehen. Eine Forschungsgruppe für Stringtheorie könnte man hingegen notfalls auch auflösen oder gar nicht erst gründen, wenn sich für sie keine Spitzenkräfte gewinnen lassen. Präsident Peter
neuen besonders wichtigen und zukunftsträchtigen Entwicklungen im Bereich der Forschung so schnell wie möglich Raum zu geben. Die Erfüllung dieser Aufgabe setzt ein hohes Maß an innerer Beweglichkeit und die Möglichkeit voraus, Entscheidungen dieser Art selbständig und ohne Rücksicht auf andere Aufgaben und auf vorhandene allgemeine Pläne treffen zu können.82
Ein Wissenschaftssystem, das über ein so verfahrendes Segment verfügt, ist dazu disponiert, an Forschungsfronten teilzunehmen, wenn diese sich noch in statu nascendi befinden, und auch selbst solche Fronten zu eröffnen.
Insofern verfügt die MPG über eine interne institutionelle Dynamik, die für sie substantiell, für andersartige wissenschaftliche Institutionen hingegen in der Regel weder möglich noch wünschenswert ist. Seinen Avantgardestatus behält ein Wissenschaftsgebiet nicht unbegrenzt lange. Spätestens dann, wenn es das Stadium standardisierter Lehrbarkeit erreicht hat, bedarf es zu seiner Pflege nicht mehr der außerordentlichen Bedingungen, die durch das Harnack-Prinzip gewährleistet werden – nach geläufigem Verständnis kann und sollte es dann aus der MPG auswandern. Das ist von mehreren ihrer Präsidenten wiederholt betont worden: Um von Zeit zu Zeit eine thematische Erneuerung zu ermöglichen, müssen bestehende Abteilungen und Institute auch wieder geschlossen werden können. In restriktiven Haushaltslagen – so in der Zeit nach 1970 – wird das Drängen darauf forciert, aber der Sache nach, unabhängig von der aktuellen Haushaltslage, ist ein solcher Wechsel ein Lebenselixier der MPG. Damit gewährleistet das Harnack-Prinzip zweierlei: einerseits die Ausdehnung des epistemischen Horizonts der Forschung über das zu einer gegebenen Zeit personenunabhängig Formulierbare hinaus und andererseits den permanenten institutionellen Wandel. So konstatierte
Auf dem angedeuteten Weg kann das Harnack-Prinzip spezifiziert und näher begründet werden. Um seinen Gehalt deutlicher herauszuarbeiten, erscheint es an dieser Stelle angezeigt, drei typische Konstellationen zu erörtern, die von
3.7 Sachliche und personelle Gesichtspunkte
Gründungen von Kaiser-Wilhelm- beziehungsweise Max-Planck-Instituten gingen in der Regel längere Vorgeschichten voraus, in deren Verlauf nicht nur der wissenschaftliche Rang der dafür in Frage kommenden Persönlichkeiten, sondern auch Dignität und Innovativität des in Aussicht genommenen Forschungsansatzes gründlich erörtert wurden. Mir sind keine Hinweise darauf bekannt, dass man sich in irgendeinem Fall mit dem Vorhandensein einer Ausnahmepersönlichkeit begnügt und völlig darauf verzichtet hätte, das von dieser vertretene Forschungsprogramm sachlich zu bewerten. Die Beratungs- und Entscheidungsgremien der MPG pflegen den personellen und den inhaltlichen Aspekt einer Gründungsidee in ihrem Zusammenhang zu prüfen. Reimar
Nur in wenigen Fällen in der Geschichte der KWG und der MPG wurde das sogenannte „reine“ Harnack-Prinzip befolgt, bei dem allein der Name des Forschers im Vordergrund stand, für den ein Institut gegründet wurde, ohne dass bei der Gründung näher umrissen oder festgelegt wurde, wie der genaue Arbeitsbereich des Instituts aussehen sollte.
Zu diesen wenigen Fällen zählte er Albert
Zur Souveränität von Forscherpersönlichkeiten gehört selbstverständlich, dass sie sich nicht allein auf ihre unmittelbaren Vorhaben beschränken, sondern zugleich deren weiteres wissenschaftliches Umfeld im Auge behalten und dabei Anzeichen für das Entstehen neuer Arbeitsrichtungen frühzeitig bemerken. Die Gremien der MPG sind so polydisziplinär besetzt, dass sie zusammengenommen ein hochempfindliches Sensorium für neue Tendenzen der Weltwissenschaft bilden. In ihnen – und in permanenter Wechselwirkung mit Wissenschaftsrat, DFG und weiteren Kompetenzgremien – kristallisieren sich Ansichten darüber heraus, welche dieser Tendenzen das deutsche Wissenschaftssystem vorrangig verfolgen sollte und welche davon in das Repertoire der MPG gehören würden. Eine solche Gemeinschaft muss nicht abwarten, bis ihr von außen Anregungen zur Gründung neuer Institute unterbreitet werden, sondern kann das Bedürfnis nach der Institutionalisierung bestimmter Forschungsrichtungen innerhalb der MPG selbst aussprechen, erörtern und aktiv auf die Suche nach erstklassigen Wissenschaftlerpersönlichkeiten gehen, die sich damit identifizieren könnten.
Das Moment der vorausschauenden, aktiven Gestaltung ihrer Forschungs- agenda hat in der MPG während der letzten Jahrzehnte spürbar zugenommen. Auch in der KWG gab es schon nach Integration strebende Cluster von Instituten, insbesondere in Berlin-Dahlem, doch im Vergleich mit der MPG trug sie noch eher Züge eines heterogenen Konglomerats. Seit den 1960er Jahren wächst in der MPG das Gewicht strategischer Überlegungen bei der Gründung und Auflösung von Forschungseinheiten deutlich. Mit der Satzungsreform 1964 kam, wie
Dies bedeutete zugleich, dass für die Bestimmung von Prioritäten ein rein personenbezogener Ansatz offenkundig nicht mehr genügte. Ein Jahrzehnt früher – so
Auch bei Institutsgründungen, die primär von der Sache, von einem dringend zu fördernden Wissenschaftszweig, ausgehen, werden als Leiter nur Forscher berufen, die auf Grund ihrer international anerkannten Leistungen den Rang besitzen, der es auch rechtfertigen würde, „um sie herum ihr Institut zu bauen“.92
Der Qualitätsmaßstab bei der Suche nach Personen für ein aus Sachgründen favorisiertes Gebiet ist also der gleiche wie bei Auswahlentscheidungen, die von vornherein von bestimmten Persönlichkeiten ausgehen:
Manches Institut, dessen Gründung von der Aufgabenstellung her höchst wünschenswert gewesen wäre, ist nicht gegründet worden, weil keine Forscher vorhanden waren, die diesen Ansprüchen genügten, und bereit waren, einer Berufung zu folgen.93
An dieser Haltung hat sich bis heute im Grundsatz nichts geändert. So sagte Peter
Finden wir die richtige Balance zwischen Harnack-Prinzip- und Themenorientierung? Natürlich muss man wissen, wonach man sucht. Aber ohne die besten Köpfe können Themen nicht bearbeitet werden. Wenn man nur nach den Themen Ausschau hält, gibt man sich vielleicht mit dem oder der Zweitbesten zufrieden.94
3.8 Das Harnack-Prinzip und die Wissenschaftlerinnen
Die tradierten Formulierungen des Harnack-Prinzips haben nicht nur einen monarchischen oder aristokratischen, sondern auch einen patriarchalischen Zug: Immer ist von dem „Mann an der Spitze des Instituts“ die Rede. Annette
Wie auf allen Gebieten, bedeutet freilich auch hier die prinzipielle Gleichberechtigung der Geschlechter nicht automatisch schon deren praktische Durchsetzung. Bisher weist die MPG noch keine Präsidentin auf, aber bei der Neugründung von Instituten war es spätestens seit den 1980er Jahren schon möglich, dass das Vorhandensein einer ausgezeichneten Kandidatin für das Direktorenamt den Ausschlag für den Gründungsentscheid gab. So geschah es bei der schwierigen Entscheidung, das MPI für Gesellschaftsforschung in Köln unter der Leitung von Renate
3.9 Kollegiale Leitung
Mitunter wird die Frage erörtert, ob und inwieweit das Harnack-Prinzip an die institutionelle Auszeichnung jeweils nur einer einzigen Persönlichkeit pro Institut gebunden ist. Zwischen 1958 und 1964 nahm die MPG eine gründliche Revision ihrer Satzung vor, in deren Ergebnis unter der Präsidentschaft
Max-Planck-Institute besaßen in der Regel mehrere Abteilungen, die von hochrangigen Wissenschaftlern geleitet wurden. Sie sind bei der Ausrichtung ihrer Forschungsthemen frei. Die Änderung der Satzung erhob die Abteilungsleiter zu Direktoren, was ihrer wissenschaftlichen Leistung entspricht. Strukturell fand die MPG damit zu einer mehr demokratisch ausgerichteten Form, denn die Abteilungsdirektoren eines Instituts sind seitdem gleich gestellt und wechseln sich in der Geschäftsführung des Instituts in regelmäßigem Turnus ab. Die Änderung brachte damit eine administrative Korrektur des Harnack-Prinzips.100
Aber wäre das Harnack-Prinzip wirklich immer auf jeweils eine Person zentriert gewesen, dann hätte es bereits von Anfang an eine Fiktion oder allenfalls eine unverbindliche Empfehlung bleiben müssen. Schon die ersten Kaiser-Wilhelm-Institute waren mit der faktischen Notwendigkeit konfrontiert, gleichzeitig mehreren Wissenschaftlern ausgezeichnete Stellungen zu geben, in der Regel als Leiter eigener Abteilungen, unabhängig davon, dass juristisch die Position des Direktors bei einer Person blieb.
Ein besonders eindrucksvolles Exempel dafür lieferte das KWI für Biologie, eines der ältesten Kaiser-Wilhelm-Institute überhaupt; es wurde nach der 1913 erfolgten formellen Gründung zwar erst 1916 eröffnet, aber sein – von Ulrich
bestand nur darin, das KWI für Biologie in Verwaltungsfragen und Verhandlungen mit der KWG oder verschiedenen Ministern nach außen zu vertreten.Correns war ein scheuer Mensch; Verwaltungsarbeit widerstrebte ihm, deshalb war er dankbar, wenn die Abteilungsleiter ihre Sache selbst in die Hand nahmen. […] Sogar innerhalb mancher Abteilungen – z. B. von Wettsteins, Hartmanns, Goldschmidts – genossen die Assistenten anscheinend größere Freiheit bei der Auswahl und Behandlung ihrer Forschungsprobleme als die Abteilungsleiter in Müncheberg oder Universitätsassistenten. […] Anders als das KWI für Züchtungsforschung also war das Institut für Biologie nicht auf eine dominante Persönlichkeit zugeschnitten, sondern bot Raum für viele weniger dominierende.101
Dies mag in gewissem Maße auch damit zusammenhängen, dass die Gesamtkonzeption des Instituts einschließlich seiner Gliederung in fünf Abteilungen im Wesentlichen von seinem ursprünglich designierten Gründungsdirektor Theodor
Abb. 3.2: Otto
Die Regel, in einem Institut nicht allein den Direktor, sondern mehrere leitende Wissenschaftler zu privilegieren, geht bereits auf das KWI für Chemie zurück. Als nach dem Direktor Ernst Otto
Die durchaus vielgestaltige Praxis der KWG resümierte
Das Ideal, das die KWG groß gemacht hat, war das „Ein-Mann-Institut“. Seit Jahren vollzieht sich in der MPG eine Entwicklung, die unter den Erfordernissen moderner Forschung zu einer starken Zunahme der Institute mit kollegialer Leitung führt. Das ist ersichtlich ein Stück innerer Reform, deren Größe man nicht unterschätzen soll. Allerdings sollte man sich auch davor hüten, das Berufungsprinzip v.Harnacks als nicht mehr gültig zu bezeichnen. Es gilt noch heute und muß weiterhin gelten, nur in einer modifizierten Form. Alle Berufungen in der MPG haben sich ausschließlich an der Leistung des zu Berufenden zu orientieren, und die Maßstäbe sollten für den Leiter eines Instituts oder das Mitglied eines leitenden Kollegiums die gleichen sein. Nach diesem Prinzip berufene Gelehrte aber haben nicht nur den Anspruch darauf, die für ihre wissenschaftliche Arbeit benötigten Mittel zu erhalten und über sie verfügen zu können; für sie muß ebenso notwendig die Freiheit der Entscheidung in der Durchführung ihrer Forschungen gesichert werden.109
Zwischen einem Nebeneinander von Abteilungen, die allenfalls durch ein gemeinsames Institutskolloquium kommunikativ zusammengehalten werden, und einem gemeinsamen, korporativ und arbeitsteilig ausgeführten Forschungsprogramm ist jedes Maß an innerer Integration eines so aufgebauten Instituts möglich – je nach Bedarf und Konditionen. Es bereitet keine grundsätzliche Schwierigkeit, das Neben- und Miteinander mehrerer Wissenschaftlicher Mitglieder in einem Institut als eine Realisierungsvariante des Harnack-Prinzips zu erkennen.
3.10 Forschungsfreiheit, Evaluation, Legitimation
Trends wie das zunehmende Gewicht forschungsstrategischer Gesichtspunkte, die allmähliche Durchsetzung von Geschlechtergerechtigkeit auch auf den Führungsebenen des Wissenschaftssystems oder der Übergang zur kollegialen Leitung der Institute mit abwechselnder Wahrnehmung der Aufgaben des geschäftsführenden Direktors modifizieren die Anwendungsbedingungen des Harnack-Prinzips, berühren aber nicht dessen Substanz. Insofern ist es wohlbegründet, wenn immer wieder betont wird, dass die MPG die Treue zu ihren von der KWG übernommenen Grundprinzipien mit der Fähigkeit zu fortlaufender Modernisierung in einer dynamischen Welt zu verbinden vermag. Schon 1954 wurde im Jahresbericht der Gesellschaft hervorgehoben, die MPG besitze wie ihre Vorgängerin eine „seltene Sonderstellung“; die Direktoren seien „frei in ihrer wissenschaftlichen Arbeit und im Rahmen der Institutshaushalte frei in der Verwendung der Mittel. Diese Freiheiten, die den Sinn der Gründung und der Arbeit unserer Gesellschaft ausmachen, verlangen ein höheres Verantwortungsgefühl in unserer Selbstverwaltung.“110
1963 sprach
das seit der Gründung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft verfolgte Prinzip der unabhängigen, autonomen wissenschaftlichen Fragestellung der Institute gerät durch eine zu große Abhängigkeit von Projektbewilligungen in Gefahr. Wir können unsere auch politisch gewollte Aufgabe als Fördereinrichtung der freien Grundlagenforschung nur erfüllen, wenn uns eine ausreichende Grundfinanzierung in die Lage versetzt, Fragestellungen und Methoden primär nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten selbst zu wählen. Deshalb kann Projekt- und Sonderfinanzierung nur eine ergänzende Funktion von jeweils zeitlich begrenzter Dauer einnehmen.113
Dieses Problem verlässt die MPG nicht wieder. Das Harnack-Prinzip ist kein ideales Regulativ, dessen Geltung im luftleeren Raum des bloßen guten Willens gewährleistet werden könnte; vielmehr hängt es von handfesten budgetären Randbedingungen ab, ob und in welchem Maße es realisiert werden kann. Wäre die „auflagenfreie institutionelle Grundfinanzierung“ nicht mehr garantiert, dann würde es zu einem hilflosen Appell an eine nicht mehr einholbare Tradition verkümmern.
Das Finanzierungsproblem ist mit tendenziell wachsenden Zwängen zur Legitimierung von Grundlagenforschung – insbesondere dann, wenn sie nicht von vornherein auf wirtschaftliche Innovationen ausgeht – gegenüber der politischen Öffentlichkeit verbunden. In dieser Richtung liegt am ehesten die Gefahr, dass das Harnack-Prinzip von innen her erodieren könnte. Eine Andeutung dieser Gefahr findet sich in der nachfolgend wiedergegebenen aufschlussreichen Passage aus der Ansprache, die Hubert
dafür zu sorgen, daß die Leistungen der Arbeitsgruppen in einem ebenso sachgerechten wie fairen, nach international gültigen Maßstäben qualitätsbewußt prüfenden Verfahren laufend bewertet werden. Nicht um die im ersten Schritt gewährte Forschungsfreiheit im zweiten wieder einzuschränken, sondern im Gegenteil, um diese Forschungsfreiheit und ihre materiellen Grundlagen gegenüber allen Anfechtungen von innen und außen auf Dauer zu sichern. Denn die notwendige Freiheit und Großzügigkeit in der Gewährung von Forschungsmöglichkeiten wird sich unter den Knappheitszwängen der öffentlichen Hände und gegen mächtige politische Interessenvertretungen für die freie, erkenntnissuchende Forschung nur auf eine Weise sichern und verteidigen lassen […]: durch den auch kritische Beobachter überzeugenden Nachweis, daß tatsächlich die Besten in den Genuß dieser Freiheiten kommen und daß sie beständig bemüht sind, ihr Bestes dafür zu leisten. So mancher von Evaluationsforderungen Betroffener mag dabei freilich den Verlust des Vertrauens beklagen, das früher Staat und Gesellschaft gerade ihren besten Wissenschaftlern aus Überzeugung in den Wert ihrer Leistungen entgegenbrachten.114
Besonders der letzte Satz dieser Passage, die ersichtlich ein diplomatisches Meisterstück ist, lässt ahnen, was auf dem Spiel steht: Es bedarf einiger Kunstfertigkeit, um „High Trust“ und die Unterwerfung unter regelmäßige Qualitätskontrollen auf einen Nenner zu bringen, doch die MPG muss um der Homogenität ihres Selbstbildes willen diesen Spagat leisten. Sie tut es unter Einsatz einer forcierten Eliterhetorik („Wettbewerbsvorteil“, „Exzellenz“, „Spitzenforschung“, „die Besten der Besten“ usw.). Um die Langzeitfolgen des Übergangs der Grundlagenforschung in einen Modus regelmäßiger Evaluation beurteilen zu können, dürfte es noch zu früh sein. An dieser Stelle mag es genügen, auf den Kontrast zu der traditionell mit dem Harnack-Prinzip verbundenen Idee des Vertrauensvorschusses hinzuweisen.
3.11 Immanente Spannungen
Der eigentlich neuralgische Punkt des Harnack-Prinzips liegt aber nicht im historischen Wandel der Bedingungen seiner Anwendung, sondern in der inneren Spannung, die ihm von Anfang an eigen ist und die sein Wesen ausmacht. Alle wissenschaftlichen Gemeinschaften sind geschichtet. Das Harnack-Prinzip aber treibt diese Schichtung auf die Spitze, indem es die wissenschaftlichen Gemeinschaften, für die es gelten soll, im Verhältnis zu den von diesen zu realisierenden Forschungsprozessen dichotomisch teilt in die Gruppe der entscheidungssouveränen Wissenschaftlichen Mitglieder und die (weitaus größere) Gruppe der nicht entscheidungsbefugten wissenschaftlichen Mitarbeiter. In dieser Dichotomie wurzelt die Effizienz des Prinzips ebenso wie seine Problematik. In älteren Texten wird die Radikalität dieses Schnitts oft klarer ausgesprochen als in neueren. So sagte
Abb. 3.3: Max Planck und Adolf von Harnack beim Verlassen der Preußischen Akademie der Wissenschaften in den zwanziger Jahren.
Unter einem „Instrument“ wird aber hier nicht etwa nur die Sachausstattung des Instituts verstanden, sondern das Institut im Ganzen – einschließlich des dort beschäftigten Personals. Diese Sicht entspricht gewissermaßen der Metapher vom Genie und den Kärrnern, die
Dies bedeutet selbstverständlich nicht, dass die leitenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler autokratisch oder gar despotisch herrschen sollten. Die Präsidentenreden sind reich an Passagen, in denen ein vertrauensvolles Miteinander von Leitern und Mitarbeitern deklariert oder angemahnt wird. Der Direktor dürfe sein Amt nicht etwa „selbstherrlich und diktatorisch“ ausüben.119 Er habe „ein höchst persönliches Interesse daran, daß an seinem Institut leistungsfähige Forschergruppen existieren, da sie sein eigenes Leistungsniveau mitbestimmen.“120 Die Institute müssten „als eine Einheit mit einer bestimmten Aufgabe angesehen werden, einer Aufgabe, die nur dann erfüllbar ist, wenn die Mitglieder des Instituts sie zu der ihren machen und gemeinsam an ihr arbeiten.“121
Die Mitarbeiter würden zur Ausführung der Institutsaufgaben um so bereitwilliger und wirkungsvoller beitragen, je mehr sie diese als „ihre gemeinsame Sache“ empfinden. Dies werde durch „fortlaufende ausreichende Information und ständige gemeinsame Beratung“ gesichert.122
In solchen Passagen ist die feine dichotomische Scheidelinie, die das Harnack-Prinzip setzt, kaum noch wahrnehmbar. Nach Bedarf kann sie aber auch erheblich deutlicher markiert werden. Im Verständnis
Des Öfteren sprachen sich MPG-Präsidenten dezidiert dafür aus, das Entscheidungsprärogativ der Wissenschaftlichen Mitglieder unbedingt zu wahren. Was dies für das Selbstbild der MPG bedeutet, wurde besonders in den Jahren um 1968 deutlich.
Ein Jahr später betonte er mit aller Entschiedenheit,
daß nicht Mehrheitsentscheidungen in Institutsräten für die Arbeitsrichtung und das Arbeitsverfahren maßgebend sein können, sondern daß die endgültige Verantwortung in die Hand einer Person, also des Direktors, oder eines von der MPG berufenen Direktorenkollegiums gelegt werden muß.125
Das „akademische Erdbeben“ von 1968 – wie Eckart
Es wäre jedoch zu einfach, in jenen Initiativen „von unten“ weiter nichts zu sehen als dilettantische und unverantwortliche Attacken auf den über alle Kritik erhabenen bestmöglichen Modus, Grundlagenforschung zu betreiben. Nachdem die Leidenschaften von 1968 längst Geschichte geworden sind, sollte es möglich sein, jenes Aufbegehren unaufgeregt und distanziert zu beurteilen. Könnte es nicht sein, dass hier eine besondere historische Konstellation eine immanente Spannung des Harnack-Prinzips, die diesem von seiner Konstruktion her eigen ist, normalerweise aber latent und verborgen bleibt, für wenige Jahre manifest gemacht hat? In den Präsidentenansprachen der MPG findet sich nicht selten der Begriff der Gemeinschaft, deskriptiv oder auch normativ gebraucht; ein Institut soll – so
„Gemeinschaft“ bedeutet, dass die in einer solchen zusammengeschlossenen Individuen hinsichtlich des Gemeinschaftszwecks vollkommen gleichberechtigt sind – wie etwa die Mitglieder eines Vereins. Die Übertragung von Befugnissen an einzelne Personen aus diesem Kreis kann nur durch das Votum der Gemeinschaft erfolgen und ist stets widerruflich, keineswegs ist die Gemeinschaft in irgendeiner Weise Instrument der von ihr mit der Wahrnehmung bestimmter Aufgaben in ihrem Namen Betrauten. Die hier gewählte Terminologie entspricht der Verbreitung des Terminus „wissenschaftliche Gemeinschaft“ (scientific community).128 In einem interagierenden Team wie einer Arbeitsgruppe oder einem Institut kann grundsätzlich jedes Mitglied, das die zur Teilnahme an Forschungsprozessen erforderliche Qualifikation besitzt, auch Autorin beziehungsweise Autor einer weiterführenden oder grundlegenden Idee sein – unabhängig von dem ihm zugewiesenen Rang. Das Harnack-Prinzip hingegen drückt primär eine Rangordnung in der wissenschaftlichen Ideenproduktion aus – die Erfahrungstatsache, dass, wie Reimar
Wesentlich ist nun, dass beide Tendenzen – die Tendenz zur „basisdemokratischen“ Gleichberechtigung der Diskurspartner und die Tendenz zur sozialen Asymmetrie der Ideenproduktion und der daraus folgenden Bildung von „Leistungseliten“ – widersprüchliche und zugleich zusammengehörige Seiten des hochvergesellschafteten Forschungsprozesses sind. Von welcher der Seiten man auch immer ausgeht – wenn Einseitigkeiten und Fehlentwicklungen vermieden werden sollen, ist es unvermeidlich, jeweils auch auf die komplementäre Seite Bezug zu nehmen.
Die Initiativen der 1968er Bewegung waren in der MPG insofern ein Fremdkörper, als sie den zu ihrer Tradition komplementären Ausgangspunkt wählten, indem sie von der Tendenz der Gleichheit in wissenschaftlichen Gemeinschaften ausgingen. Da sie aber nicht etwa eine Lahmlegung der Institute anstrebten, sondern ebenso wie die Leitung der MPG auf deren Produktivität bedacht waren, ist es sinnvoll, ihren Argumentationen Aufmerksamkeit entgegenzubringen. Das empfiehlt sich besonders dann, wenn die Argumente einem reflektierten Verhältnis zur Wissenschaft entsprangen. Letzteres war in besonderem Maße in dem 1970 unter Leitung Carl Friedrich von
Zwar ist angesichts der offenbaren Schwerfälligkeit großer Gremien ein gewisser horror pleni durchaus verständlich. Trotzdem bietet die Plenardiskussion durch die Simultaneität aller Argumente ein anders nicht erreichbares Rationalitätsmoment von Entscheidungsprozessen. Darüberhinaus wird auf diese Weise der Umfang der Meinungsbildung durch vertikale Kommunikation zwischen Direktor und einzelnen Mitarbeitern verringert und horizontale symmetrische Kommunikation zwischen allen Mitgliedern (einschließlich des Direktors) gefördert.132
Vor das Plenum gehöre aber nur die Behandlung weitreichender Fragen; keineswegs dürfe die Rolle des Plenums durch Überlastung mit Funktionen geschwächt werden. Möglicherweise sollte ein Institutsrat gebildet werden, dem der Direktor angehört und der im Auftrag aller Mitarbeiter die Geschäftsführung wahrnimmt.133 „Kernproblem der Institutsverfassung ist die Regelung des alleinigen Entscheidungsrechts des Direktors und die Harmonisierung dieses formalen Rechts mit den übrigen Verfahren.“ Dafür kämen verschiedene denkmögliche Lösungen in Frage, darunter erstens ein primäres Entscheidungsrecht des Direktors nach fakultativer oder obligatorischer Beratung, zweitens ein vorläufiges Entscheidungsrecht des Plenums (beziehungsweise des Institutsrats) mit einem Vetorecht oder einer Abänderungsbefugnis des Direktors mit oder ohne Begründungsverpflichtung, drittens ein primäres Entscheidungsrecht des Plenums (beziehungsweise des Institutsrats) ohne Einspruchsrecht des Direktors: „Jedes vorgeschlagene Modell ist auf seinen realen Gehalt an demokratischer Selbstverwaltung zu prüfen, wobei die Unterschiede zwischen Beratungs-, Empfehlungs- und Entscheidungsbefugnissen nicht mehr verwischt werden dürfen.“134
Hier ist nicht der Ort, die einschlägigen Debatten und Papiere weiter zu verfolgen. Lediglich exemplarisch sollte gezeigt werden, dass hier eine veritable Alternative zum Harnack-Prinzip erörtert wurde, und zwar eine wohlerwogene Alternative, die keineswegs auf eine bilderstürmerische „Entmachtung des Establishments“, durchaus aber auf eine basisdemokratische Einhegung der Entscheidungskompetenzen der Direktoren hinauslief.
Es liegt zugleich auf der Hand, dass die MPG diesen Weg nicht gehen konnte, ohne mit der Tradition zu brechen, die für sie selbst wie bereits für die KWG konstitutiv war. In den Konflikten und Kontroversen um 1968 wählte sie eine konservative Lösung, jedoch eine solche, die die mit dem Harnack-Prinzip gesetzte Dichotomie zwischen Wissenschaftlichen Mitgliedern und wissenschaftlichen Mitarbeitern so weit wie überhaupt möglich relativierte,, ohne das Prinzip selbst außer Kraft zu setzen. Insofern würde man die historische Wahrheit verfehlen, wollte man behaupten, dass der basisdemokratische Aufbruch um 1968 nur deshalb, weil er sein proklamiertes Ziel nicht erreichte, auch folgenlos geblieben wäre. In der Praxis der Handhabung des Harnack-Prinzips sind die Folgen zu besichtigen. Mit der Satzungsreform des Jahres 1972 und weiteren in ihrem Gefolge eingeführten Maßnahmen wurde dem latenten und manchmal auch virulenten Konflikt die Spitze genommen.135 Nunmehr war eine gewisse Partizipation der wissenschaftlichen Mitarbeiter an institutsrelevanten Entscheidungen formell garantiert. Die bindend vorgeschriebenen Mitwirkungsmöglichkeiten – etwa die in jedem Institut erfolgende Wahl eines wissenschaftlichen Mitarbeiters in die betreffende Sektion – blieben allerdings bescheiden. Als eine sinngemäße Erweiterung des Harnack-Prinzips kann die Einrichtung von Nachwuchsgruppen aufgefasst werden. Spürbar war vor allem eine Änderung des Tons. Das ist schon deutlich zu erkennen, wenn man die auf der Festversammlung 1972 gehaltenen Ansprachen des scheidenden Präsidenten
Der wissenschaftlichen Meinung eines jeden am Institut Gehör zu verschaffen, sie ernst zu nehmen und sie gemeinsam mit allen zu prüfen, scheint mir vor allem wichtig zu sein. So bedeutet mehr Demokratie wagen auch mehr Toleranz üben.137
Robert
Feststellungen und Appelle dieser Art kann man als Äußerungen über die Bedingungen ansehen, unter denen das Harnack-Prinzip angewandt wird oder angewandt werden sollte; sie rühren aber nicht an die Substanz dieses Prinzips. Anders verhält es sich mit einer weiteren 1972 eingeführten Bestimmung, die gewöhnlich gar nicht mit dem Harnack-Prinzip in Verbindung gebracht wird: der Festlegung, dass die Leitungsfunktion der Direktoren zeitlich befristet beziehungsweise von einer regelmäßigen Evaluierung durch die an allen Instituten einzurichtenden Fachbeiräte abhängig gemacht wird.139 Damit wird der zuvor unbedingte „Vertrauensvorschuss“ an die nach diesem Prinzip exponierten Persönlichkeiten und damit deren Autonomie ersichtlich eingeschränkt. Unter Bezugnahme auf eine weiter oben zitierte Explikation könnte man zugespitzt sagen, dass aus dem „High Trust“- ein „Medium Trust“-Prinzip geworden sei.
3.12 Ambivalenzen des Harnack-Prinzips
Die bisherigen Überlegungen lassen erkennen, dass die unbestreitbar großen Verdienste dieses Prinzips auch über eine problematische Kehrseite verfügen. Schon deshalb bedarf es einer Limitierung seiner möglichen Wirkungen, die nicht aus ihm selbst kommen kann. Talentierte Forscher erhalten nach diesem Prinzip die Möglichkeit, zur Realisierung ihrer Forschungsideen optimale Bedingungen einschließlich geeigneter Teams zusammenzustellen. Was aber geschieht, wenn Personen ihre Kreise tangieren, die das Zeug haben für sie nicht nur Helfer, sondern Konkurrenten zu werden? Dann ist nicht ausgeschlossen, dass die Förderung der einen Hochbegabung mit der Ausbremsung der anderen und dem Verlust ihres Forschungsansatzes für die Gesellschaft bezahlt wird. So konstatiert Petra
Auf ein für die Problematik des Harnack-Prinzips sehr aufschlussreiches Exempel machte unlängst Annette
ErnstTelschow hatte sich mehrfach für sie eingesetzt, aber der neue designierte Direktor [Franz Graf Wolff Metternich] war strikt dagegen. Diese Hürde war unüberwindbar, denn getreu dem „Harnack-Prinzip“ entschied einzig der Direktor über Personalangelegenheiten.142
Die Pointe liegt darin, dass man an der Spitze der MPG die wissenschaftliche Bedeutung Anneliese
Ein anderer schwieriger Punkt betrifft den Umgang mit dem innerhalb der MPG Begonnenen oder zu einem relativen Abschluss Gebrachten, wenn die jeweilige Arbeitsrichtung – aus welchen Gründen auch immer – in der Gesellschaft nicht mehr weitergeführt wird. Die Schließung von Forschungseinheiten ist eine Konsequenz, die sich aus der Akzeptanz des Harnack-Prinzips für die MPG als ganze und darüber hinaus für das Wissenschaftssystem, dem sie angehört, zwingend ergibt. Wenn die MPG fähig und bereit sein soll, neu aufkommende Forschungsrichtungen immer wieder und dabei frühzeitig aufzugreifen, dann muss sie trivialerweise auch bislang gepflegte Gebiete aufgeben und bestehende Institute, Abteilungen oder Gruppen umorientieren oder auch schließen. So verwundert nicht, dass diese Kehrseite der flexiblen Neuinstitutionalisierung ein Dauerthema der Präsidentenansprachen ist. Immer wieder muss für solche Beschlüsse um Verständnis geworben werden, zumal damit auch schwerwiegende menschliche Probleme einhergehen. Eine dieser Äußerungen mag hier stellvertretend für viele ähnliche stehen: „Entscheidungen, ein Arbeitsgebiet nicht weiterzuverfolgen, sondern an seiner Stelle ein anderes aufzugreifen, stellen kein Werturteil dar, sondern bedeuten, dass vom Standpunkt der wissenschaftlichen Entwicklung her andere Fragen eine größere Priorität gewonnen haben. Die MPG kann nicht nur deswegen, weil ein auch im allgemeinen Interesse liegendes wichtiges Aufgabengebiet für längere Zeit in einem ihrer Institute bearbeitet worden ist, verpflichtet sein, für alle Zukunft dieses Gebiet weiter zu behandeln“.143
Es steht außer Frage, dass die MPG sich immer wieder von Forschungsgebieten und den zu deren Bearbeitung aufgebauten Kapazitäten trennen muss, und das nicht wegen ihres etwaigen Versagens (das ist zwar nicht völlig ausgeschlossen, aber angesichts der hohen Qualitätsmaßstäbe der Gesellschaft sehr selten), sondern meist deshalb, weil sie einen Stand erreicht haben, auf dem sie zu ihrer erfolgreichen Weiterführung nicht mehr unbedingt des Milieus der MPG bedürfen und umgekehrt die MPG nicht mehr unbedingt gerade dieses Gebiet in ihrem Portfolio benötigt. Gewiss unterliegt es der Diskussion, ob eine in Aussicht genommene Schließung nicht verfrüht wäre oder ob man unter den Schließungskandidaten nicht womöglich andere Prioritäten setzen sollte, aber wenn die Entscheidung einmal getroffen ist, dann ist für die MPG das Problem im Großen und Ganzen erledigt. Dies sichert zwar der MPG die Beweglichkeit, die sie braucht, schützt aber nicht vor für die Wissenschaft insgesamt bedauerlichen Verlusten, wenn nicht für einen geregelten Transfer der auslaufenden Arbeitsgebiete an andere Einrichtungen Sorge getragen wird, denn oft handelt es sich nicht um „ausgebrannte“ Teams, sondern um potente Einheiten, die in anderen institutionellen Kontexten weiter hervorragende Forschungsarbeit leisten könnten.
Ein Exempel, das die Wichtigkeit dieser Frage erkennen lässt, ist die 1980 mit der Emeritierung Carl Friedrich von
Die Wissenschaft hat die Lebensbedingungen der Menschheit radikal umgestaltet; noch weitere Umgestaltungen sind zu erwarten. […] Alle diese Entwicklungen sind ambivalent; sie bringen ebenso große Chancen wie Gefahren mit sich. Sie nötigen uns damit, die Verantwortung für das Leben der Menschheit auch in solchen Bereichen bewusst zu übernehmen, die bisher dem natürlichen Lauf der Dinge überlassen waren.144
Ein solcher Ton wurde vermutlich weder vorher noch nachher in einem Gründungsvorschlag für ein Max-Planck-Institut angeschlagen. Paradigmatisch wurde damit ein Niveau der Wissenschaftsreflexion eingefordert und für möglich gehalten, das damals unter den Etiketten science of science beziehungsweise science research angestrebt wurde.145 In dieser internationalen Bewegung schien die MPG eine Spitzenposition erreichen zu können – zudem in einer ihr angemessenen Gestalt: der kritischen Situation der Menschheit wohl bewusst, aber nicht vordergründig von Anforderungen der Politikberatung oder der Wissenschaftsorganisation getrieben.146
Das Institut hatte eine umfassende Agenda, die weit über den Aufgabenkreis der Wissenschaftsforschung hinausging, aber es war schon um seines gedanklichen Zusammenhalts willen darauf angewiesen, mit den gesellschaftlichen Wirkungen der Wissenschaft auch diese selbst zu reflektieren. Hier erschien damals als eine Schlüsselaufgabe, zwei große historische Ströme der Wissenschaftsreflexion dauerhaft zu verbinden – den älteren epistemologisch-ideengeschichtlichen und den jüngeren soziologisch-politologischen. Wie Peter
in den 1970ern um die Modernisierung der Reflexion der Wissenschaft im Sinne einer Komplettierung durch sozialwissenschaftliche Perspektiven, Theorien und Begriffe. Damit musste man sich der Aufgabe stellen, über das Verhältnis von Wissenschaftssoziologie, -theorie und -geschichte beziehungsweise der Teildisziplinen zu einer sie integrierenden Wissenschaftsforschung nachzudenken.147
Dieser Aufgabenkreis bewegte in Starnberg das gesamte Institut; den Brennpunkt seiner Bearbeitung bildete jedoch die Gruppe Wissenschaftsforschung mit ihrem Projekt (oder eher: Programm) „Alternativen in der Wissenschaft“, das in der Öffentlichkeit vor allem unter dem vereinfachenden und insofern auch irreführenden Etikett „Finalisierung der Wissenschaft“ bekannt wurde und stark umstritten war. Das sich in diesem Rahmen nach und nach ausdifferenzierende Konzept war ein Markenzeichen des Instituts, das weltweit beachtet und diskutiert wurde.
Schon wenige Jahre nach der Gründung erwies es sich als unmöglich, die in seiner konzeptionellen Erstausstattung formulierten gewaltigen Erwartungen mit einem einzigen mittelgroßen Institut einzulösen. Die Skeptiker in der MPG sahen, dass nach
Nachdem sich der Senat der MPG davon überzeugt hatte, dass es nicht möglich sei, einen kongenialen Nachfolger für
Hier wird das einzige Institut geschlossen, das den offiziellen Auftrag hatte, die Strukturprobleme der heutigen Welt in ihrem Zusammenhang zu analysieren. Gewiss gibt es zahlreiche Forschungseinrichtungen, in denen isolierte Symptome der gegenwärtigen Weltkrise mit spezialwissenschaftlicher Akribie studiert werden. Aber die Realitäten bekommt man auf diesem Weg nicht zu Gesicht; sie resultieren aus den Wechselwirkungen zwischen wirtschaftlichen Entwicklungen, politischen Machtkämpfen, Rüstungsstrategien, Naturprozessen (Bevölkerungsexplosion, ökologischer Krise) und der Dynamik globaler Bewusstseinsveränderungen. Nach der Schließung des Starnberger Institutes wird es in Deutschland keine aus staatlichen Mitteln finanzierte Institution mehr geben, die das Krisensyndrom der wissenschaftlich-technischen Zivilisation untersucht.150
Auf diese Kritiken antwortete Präsident
Ja, wir finden, daß weder der ausscheidende Direktor noch die Mitarbeiter eines Instituts, die zwar alle in dem Verfahren mit angehört wurden, dabei eine ausschlaggebende Rolle spielen dürfen.151
Utz-Peter
Dies wies
Daß das Institut nicht fortdauern wird, ist entschieden, und obwohl ich es anders gewünscht hätte, habe ich keine innere Schwierigkeit, diese Entscheidung unter den gegebenen Umständen zu akzeptieren.153
Der Blick auf diese weit zurückliegende Debatte ist aufschlussreich, weniger wegen der darin verwendeten Argumente als vielmehr wegen einer offenkundigen Lücke in den Überlegungen. Nach ihren eigenen Regularien war die MPG ohne Weiteres berechtigt, das Institut zu schließen; selbst eine Suche im Ausland – die damals noch kaum üblich war, während die MPG heute mit großer Selbstverständlichkeit ihre Wissenschaftlichen Mitglieder global rekrutiert – hätte um 1980 schwerlich auf eine Persönlichkeit vom Kaliber von
3.13 Übergreifende Zusammenhänge
Karl Ulrich
In diese Kategorie gehört das Prinzip persönlichkeitszentrierter Forschungsorganisation (P-Prinzip). Der Vorschlag, den Inhalt des Harnack-Prinzips mit diesem – zugegeben etwas umständlichen – Terminus zu dechiffrieren,156 war von der Absicht geleitet, die verallgemeinerungsfähigen Züge des Prinzips von der Bindung an den historischen
Weiter oben war erörtert worden, dass mit dem P-Prinzip mehr gemeint ist als das ubiquitäre Faktum der Wahrnehmung forschungsleitender Aufgaben durch hochqualifizierte Persönlichkeiten. Nach diesem Prinzip wird die Entscheidung, bestimmte Forschungsgebiete zu bearbeiten, von der Verfügbarkeit solcher Persönlichkeiten abhängig gemacht. Dieses Kriterium wiederum gründet sich darauf, dass die Forschungsideen, deren Träger solche Persönlichkeiten sind, den Rahmen des akzeptierten und etablierten Wissens in einem Grade übersteigen, der es (noch) nicht erlaubt, diese Ideen hinreichend genau explizit und personenunabhängig zu formulieren. Sie existieren zu einem guten Teil zunächst als tacit knowledge der betreffenden Persönlichkeiten und der von ihnen aufgebauten Teams157; in diesem Stadium ist jede von außen erfolgende Evaluation überaus problematisch – aus dem schlichten Grund, weil eine Idee, die bei ihren Autoren noch im Werden und insofern nicht völlig geklärt ist, von äußeren Gutachtern erst recht nicht adäquat bewertet werden kann, mögen diese auf ihren Gebieten auch noch so kompetent sein. In der aktuellen Selbstdarstellung der MPG wird dazu auf die Intuition der Gelehrten verwiesen:
Einmal berufen, orientieren sich die Leiterinnen und Leiter einer Abteilung oder Max-Planck-Forschungsgruppe nicht an einem Curriculum, einem Forschungsprogramm der Organisation oder an Marktinteressen, sondern folgen ihrer Intuition, mit der sie als Forschende die Wissenschaft verändern und voranbringen können.158
Hier verbindet sich die Chance bedeutender Durchbrüche mit einem hohen Risiko – auch dem Risiko des vollkommenen Scheiterns – , und es bedeutet einen epochalen Schritt in der Bereitschaft einer Gesellschaft, Zukunftsvorsorge zu betreiben, wenn sie bereit ist, dieses Risiko durch die Finanzierung dafür geeigneter Institutionen zu übernehmen. Entsprechend sind die nach dem Harnack-Prinzip exponierten Wissenschaftlichen Mitglieder der MPG von den mit ihren Forschungen verbundenen Risiken finanziell vollständig entlastet.
Das P-Prinzip ist ein Prinzip der über die Auszeichnung von Persönlichkeiten erfolgenden Generierung von Systemen wissenschaftlicher Tätigkeiten – ein Prinzip der Forschungsorganisation. Es beschreibt das wissenschaftliche Erkennen aus der Tätigkeits- und Akteursperspektive. Die von den solcherart herausgehobenen Persönlichkeiten vertretenen Forschungsprogramme wachsen aus der vorhergehenden Erkenntnisgeschichte und dem von dieser erzeugten Problemhorizont heraus und münden nach ihrer Verwirklichung in die nachfolgende ein; sie können so als Vermittlungen im überpersönlichen, Personen und Generationen transzendierenden Zusammenhang der Erkenntnisgeschichte aufgefasst werden. Wir haben es also mit zwei komplementären Perspektiven zu tun, von denen aus die Forschung in je unterschiedlicher Beleuchtung erscheint: der Akteursperspektive, in der der erkenntnisgeschichtliche Zusammenhang Voraussetzung, Ressource, Rand- oder Rahmenbedingung und Wirkungsraum ist; und dem erkenntnisgeschichtlichen Zusammenhang, aus dessen Sicht die Aktionen der Forscher Transformationen sind, die frühere Zustände des Wissenschaftssystems in von diesen unterschiedene spätere überführen.159 Die Komplementarität dieser Perspektiven ist ein Indiz für die Annahme, dass für eine komplexe Organisation wie die MPG das P-Prinzip beziehungsweise das Harnack-Prinzip als dessen Konkretisierung allein nicht hinreichen dürfte, um ihr institutionelles Profil zu bestimmen. Allerdings wird niemand daran gehindert, über den Terminus „Harnack-Prinzip“ anders zu verfügen und unter diesem Schirm das ganze Ensemble der regulativen Ideale zu versammeln, an denen sich die MPG orientiert. Dazu tendiert beispielsweise die Darstellung auf der Website der Gesellschaft. Darin heißt es, das Harnack-Prinzip beziehe sich nicht allein auf die zentrale Stellung des herausragenden Forschers, „wie oft verkürzt formuliert wird. Es handelt sich vielmehr um einen Komplex von wissenschaftsorganisatorischen Leitvorstellungen, die neue wissenschaftliche Perspektiven auch in der Organisation von Forschung langfristig wirksam werden lassen.“160 Mit einer solchen Erweiterung würde der Terminus aber seine differenzierende Bestimmtheit weitgehend einbüßen. Bei Jürgen
Die Bedeutung forschungspolitischer oder forschungsstrategischer Gesichtspunkte im institutionellen Design der MPG steigt seit den 1960er Jahren tendenziell immer weiter an.
Einen Höhepunkt bildete dabei der im Mai 1999 vorgelegte Bericht über die „Systemische Evaluation“ der DFG und der MPG, die von einer international besetzten Kommission vorgenommen worden war. Neben einer engeren Kooperation mit den Hochschulen wurde der MPG darin vor allem eine Weiterentwicklung ihrer Organisationsform empfohlen. So kam es in den ersten Jahren des neuen Jahrhunderts in den drei Sektionen zur Einrichtung von Perspektivenkommissionen, die die Konzepte der einzelnen Institute im Hinblick auf die Gesamtbelange der jeweiligen Sektion bewerteten, und für die sektionenübergreifende Gesamtstrategie der MPG wurde ein Perspektivenrat geschaffen, in dem alle gewählten Repräsentanten der Gesellschaft zusammenwirken. Das war
Zugleich besteht die MPG weiterhin darauf, ein Gebiet (eine Forschungsrichtung) ausschließlich dann zu bearbeiten, wenn dafür eine Persönlichkeit von außerordentlichem wissenschaftlichen Rang (oder eine Mehrzahl von Persönlichkeiten dieses Kalibers) zur Verfügung steht. Damit ist eine ausgesprochene Asymmetrie in der Vertretung des disziplinären Musters der Wissenschaft in ihrem Rahmen nicht nur unvermeidlich, sondern sogar ausdrücklich gewollt.
Damit ist es noch nicht genug. Ein Forschungsverband vom Charakter der MPG kann nur innerhalb eines übergreifenden Systems wissenschaftlicher Institutionen (einer „Wissenschaftslandschaft“) bestehen, das als ganzes in der Lage ist, ihre disziplinären Asymmetrien zu kompensieren.
Unabhängig von dieser Überlegung ist jedenfalls unbestreitbar, dass die unterschiedlichen Typen wissenschaftlicher Institutionen ihre jeweilige Eigenart in ihrem Verhältnis zueinander bestimmen. Indem auch die MPG dies tut, definiert sie zugleich den Geltungsbereich des Harnack-Prinzips als ihres forschungsorganisatorischen Regulativs. Damit verwendet sie de facto ein weiteres Prinzip, das dem Harnack-Prinzip den Raum zuweist, in dem das letztere legitim und effektiv angewandt werden kann. Es mag – wiederum ad hoc – hier Ganzheits-Prinzip (G-Prinzip) genannt werden, weil es den Platz der MPG innerhalb des wissenschaftlichen Institutionengefüges als eines übergeordneten Ganzen ausdrückt. Ohne Weiteres sind Fälle vorstellbar, in denen die nach dem P-Prinzip und dem S-Prinzip erforderlichen Voraussetzungen, ein bestimmtes Forschungsfeld in der MPG einzurichten, vollständig gegeben sind, aber dennoch darauf verzichtet werden muss, weil das betreffende Feld schon an einer Universität, einer Akademie oder einer anderen außeruniversitären Forschungsorganisation hinreichend vertreten ist. Insgesamt könnte man so die Institutionalidee der MPG als ein Kompositum von minimal drei Prinzipien – dem P-Prinzip (konkretisiert als Harnack-Prinzip), dem S-Prinzip und dem G-Prinzip – beschreiben, die voneinander hinreichend unabhängig sind, um zueinander komplementär, aber auch miteinander konkurrierend wirken zu können, und zwischen denen bei jeder Institutionalentscheidung ein Arrangement gefunden werden muss.
Von hier aus eröffnet sich ein weiterer Fragehorizont: Was ist an der bestehenden Aufgabenteilung zwischen den Typen wissenschaftlicher Institutionen und ihren regulativen Prinzipien historisch kontingent, was ist daran bloße Konvention und worin äußern sich möglicherweise tiefer liegende Notwendigkeiten? Gibt es einen rationalen Zugang so der Frage, wie das Ensemble der wissenschaftlichen Aktivitäten, deren eine Gesellschaft in einer bestimmten Phase ihrer Existenz bedarf, auf unterschiedliche Institutionentypen mit je eigenen regulativen Prinzipien verteilt werden soll? Hat dieses Problem eine und nur eine Lösung (die beste aller möglichen Wissenschaftswelten, in der wir gerade leben), oder gibt es womöglich mehrere, die für alternative Gestaltungsmöglichkeiten wissenschaftlicher Institutionensysteme stehen?
Das alles kann noch prinzipieller formuliert werden. Die Einbettung der MPG als Institutionentyp in ein ganzes Ensemble solcher Typen, in dem sie sich von allen anderen unterscheidet und zugleich auf diese hingeordnet bleibt, und damit das G-Prinzip ist eine der Erscheinungsformen, in denen die Gesellschaftlichkeit (Vergesellschaftung) der Wissenschaft zum Ausdruck kommt.167 Eine zweite ist das widersprüchliche Verhältnis zwischen der institutionellen Heraushebung von Persönlichkeiten und dem in wissenschaftlichen Gemeinschaften geltenden Gleichheitsanspruch, und so ließen sich diverse Facetten des Wissenschaftsbetriebs nacheinander durchdeklinieren. Letztendlich geht es immer darum, dass ein Fragment vergesellschafteter Wissenschaft temporär in persönliche Verfügung gegeben wird. Dieses Fragment ist ebenso bedingt wie limitiert durch den überpersönlichen Zusammenhang des wissenschaftlichen Erkennens in Raum und Zeit. In dieser Spannung entfaltet das Harnack-Prinzip seine imponierende, aber auch fragile und daher immer wieder neu zu gewinnende Produktivität.
Bibliographie
Brocke, Bernhard vom (1990). Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Kaiserreich: Vorgeschichte, Gründung und Entwicklung bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs. In: Forschung im Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft: Geschichte und Struktur der Kaiser-Wilhelm-/Max-Planck-Gesellschaft Ed. by Rudolf Vierhaus, Bernhard vom Brocke. Stuttgart: DVA 17-162
- (1999). Verschenkte Optionen: Die Herausforderung der Preußischen Akademie durch neue Organisationsformen der Forschung um 1900. In: Die Königlich Preußische Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Kaiserreich Ed. by Jürgen Kocka, Rainer Hohlfeld, R. H.. Berlin: De Gruyter 119-147
Brocke, Bernhard vom, Hubert Laitko (1996). Die Kaiser-Wilhelm-/Max-Planck-Gesellschaft und ihre Institute: Studien zu ihrer Geschichte: Das Harnack-Prinzip. Berlin, New York: De Gruyter.
Bruch, Rüdiger vom (2000). Wissenschaft im Gehäuse: Vom Nutzen und Nachteil institutionengeschichtlicher Perspektiven. Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 23(1): 37-49
Burchardt, Lothar (1987). Adolf von Harnack. In: Berlinische Lebensbilder: Wissenschaftspolitik in Berlin. Minister, Beamte, Ratgeber Ed. by Wolfgang Treue, Karlfried Gründer. Berlin: Copress 215-233
- (1996). Prägten die Präsidenten die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft? Präsidiale Stile von Harnack bis Hahn. In: Die Kaiser-Wilhelm-/Max-Planck-Gesellschaft und ihre Institute. Studien zu ihrer Geschichte: Das Harnack-Prinzip Ed. by Bernhard vom Brocke, Hubert Laitko. Berlin, New York: De Gruyter 145-172
Butenandt, Adolf (1961). Über den Standort der Max-Planck-Gesellschaft im Wissenschaftsgefüge der Bundesrepublik Deutschland: Ansprache des Präsidenten bei der 12. Hauptversammlung der MPG am 8.6.1961 in Berlin. In: 50 Jahre Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, 1911–1961: Beiträge und Dokumente Göttingen: Max-Planck-Gesellschaft 7-19
- (1963). Ansprache in der Festversammlung der MPG in Augsburg am 16. Mai 1963. In: MPG-Jahrbuch 1963 Göttingen: Max-Planck-Gesellschaft 18-30
- (1964). Ansprache in der Festversammlung der MPG in Hamburg am 11. Juni 1964. In: MPG-Jahrbuch 1964 Göttingen: Max-Planck-Gesellschaft 24-38
- (1965). Ansprache in der Festversammlung der MPG in Mannheim am 24. Juni 1965. In: MPG-Jahrbuch 1965 Göttingen: Max-Planck-Gesellschaft 21-34
- (1968a). Ansprache in der Festversammlung der MPG in Mainz am 13. Juni 1969. In: MPG-Jahrbuch 1969 Göttingen: Max-Planck-Gesellschaft 31-40
- (1968b). Ansprache in der Festversammlung der MPG in Mainz am 28. Juni 1968. In: MPG-Jahrbuch 1968 Göttingen: Max-Planck-Gesellschaft 27-38
- (1970). Ansprache in der Festversammlung der MPG in Saarbrücken am 12. Juni 1970. In: MPG-Jahrbuch 1970 Göttingen: Max-Planck-Gesellschaft 30-42
- (1971). Ansprache in der Festversammlung der MPG in Berlin am 25. Juni 1971. In: MPG-Jahrbuch 1971 Göttingen: Max-Planck-Gesellschaft 29-42
- (1972). Ansprache in der Festversammlung der MPG in Bremen am 23. Juni 1972. In: MPG-Jahrbuch 1972 Göttingen: Max-Planck-Gesellschaft 28-47
Cartellieri, Wolfgang (1963). Die Großforschung und der Staat. München: Gersbach & Sohn Verlag.
Die Förderung der Wissenschaften (1928). Die Förderung der Wissenschaften. In: Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft: Sonderbeilage der Münchener Neuesten Nachrichten 119-147
Dua, Mikael (2004). Tacit Knowing: Michael Polanyi's Exposition of Scientific Knowledge. München: Utz, Wiss..
Frans Sanders, Andries (1988). Michael Polanyi's Post Critical Epistemology, a Reconstruction of Some Aspects of „Tacit Knowing“. Amsterdam: Editions Rodopi.
Generalverwaltung der MPG (1954). Die Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. im Jahre 1953/54. In: Jahrbuch 1954 der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. Generalverwaltung der MPG Göttingen: Die Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. 5-14
Generalverwaltung der MPG, Präsidialbüro München (1966). Die Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. im Jahre 1965/66. In: Jahrbuch 1954 der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. Jahrbuch 1954 der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. Jahrbuch 1966 der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. Generalverwaltung der MPG, Präsidialbüro München Göttingen: Die Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. 7-22
Gerwin, Robert (1996). Im Windschatten der 68er ein Stück Demokratisierung: Die Satzungsreform von 1972 und das Harnack-Prinzip. In: Die Kaiser-Wilhelm-/Max-Planck-Gesellschaft und ihre Institute. Studien zu ihrer Geschichte: Das Harnack-Prinzip Ed. by Bernhard vom Brocke, Hubert Laitko. Berlin, New York: De Gruyter 211-224
Gläser, Jochen (2006). Wissenschaftliche Produktionsgemeinschaften: Die soziale Ordnung der Forschung. Frankfurt a.M.: Campus Verlag.
Glum, Friedrich (1930). Die Kaiser Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften: Ihre Forschungsaufgaben, ihre Institute und ihre Organisation. In: Forschungsinstitute: Ihre Geschichte, Organisation und Ziele Ed. by Ludolph Brauer, Albrecht Mendelssohn-Bartholdy, A. M.. Hamburg: Topos Ruggell 359-373
Goldsmith, Maurice, Alan Mackay (1964). The Science of Science: Science in the Technological Age. London.
Grau, Conrad (1996). Genie und Kärrner: zu den geistesgeschichtlichen Wurzeln des Harnack-Prinzips in der Berliner Akademietradition. In: Die Kaiser-Wilhelm-/Max-Planck-Gesellschaft und ihre Institute: Studien zu ihrer Geschichte: Das Harnack-Prinzip Ed. by Bernhard vom Brocke, Hubert Laitko. Berlin, New York: De Gruyter 138-144
Hachtmann, Rüdiger (2007). Wissenschaftsmanagement im „Dritten Reich“: Geschichte der Ge-neralverwaltung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, 2 Bde.. Göttingen: Wallstein.
Haevecker, Herbert (1951). 40 Jahre Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft. In: MPG-Jahrbuch 1951 Göttingen: Max-Planck-Gesellschaft 44-45
Harnack, Adolf (1900). Bericht über die Abfassung der „Geschichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin“. Sitzungsberichte der Kgl. Preuss. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Phil.-hist. Kl. 1: 90-99
- (1905). Vom Großbetrieb der Wissenschaft. Preußische Jahrbücher 119: 193-201
Harwood, Jonathan (1996). Eine vergleichende Analyse zweier genetischer Forschungsinstitute: die Kaiser-Wilhelm-Institute für Biologie und für Züchtungsforschung. In: Die Kaiser-Wilhelm-/Max-Planck-Gesellschaft und ihre Institute. Studien zu ihrer Geschichte: Das Harnack-Prinzip Ed. by Bernhard vom Brocke, Hubert Laitko. Berlin, New York: De Gruyter 331-348
Helmholtz, Hermann von (1971). Erinnerungen. In: Philosophische Vorträge und Aufsätze Ed. by Herbert Hörz, Siegfried Wollgast. Berlin: Akademie Verlag 3-19
Henning, Eckart (1996). Das Harnack-Haus in Berlin-Dahlem: „Institut für ausländische Gäste“, Clubhaus und Vortragszentrum der Kaiser-Wilhelm-/Max-Planck-Gesellschaft. Max-Planck-Gesellschaft: Berichte und Mitteilungen
- (2012). Die Entwicklung der Max-Planck-Gesellschaft von ihrer Gründung bis zur Gegenwart. Acta Historica Leopoldina 59: 29-48
Henning, Eckart, Marion Kazemi (2011). Chronik der Kaiser-Wilhelm-, Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften: 1911–2011; Daten und Quellen. Berlin: Duncker & Humblot.
Hohlfeld, Rainer, Jürgen Kocka, J. K. (1999). Vorgeschichte, Struktur, wissenschaftliche und politische Bedeutung der Berliner Akademie im Kaiserreich. In: Die Königlich Preußische Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Kaiserreich Ed. by Jürgen Kocka, Rainer Hohlfeld, R. H.. Berlin: De Gruyter 401-463
Humboldt, Wilhelm (1990). Über die innere und äußere Organisation der höheren wissenschaftlichen Anstalten in Berlin. In: Gelegentliche Gedanken über Universitäten von J. J. Engel, J. B. Erhard, F. A. Wolf, J. G. Fichte, F. D. E. Schleiermacher, K. F. Savigny, W. v. Humboldt, G. F. W. Hegel Ed. by Ernst Müller. Leipzig 273-283
Johnson, Jeffrey A. (2012). Die Gründung und Entwicklung des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Chemie 1905–1930. In: 100 Jahre Kaiser-Wilhelm-/Max-Planck-Institut für Chemie (Otto-Hahn-Institut): Facetten seiner Geschichte. Im Auftrag des Direktoriums des MPI für Chemie Ed. by Horst Kant, Carsten Reinhardt. Berlin: Max-Planck-Gesellschaft 21-52
Kant, Horst (2011). Integration und Segregation: Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Medizinische Forschung in Heidelberg zwischen interdisziplinärem Verbund und Ensemble disziplinärer Institute. In: Interdisziplinarität und Institutionalisierung der Wissenschaft: Wissenschaftsforschung Jahrbuch 2010 Ed. by Klaus Fischer, Hubert Laitko, H. L.. Berlin: Wissenschaftlicher Verlag 175-197
Kewenig, Wilhelm A. (1988). Konzeption einer neuen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. In: Akademie der Wissenschaften zu Berlin: Jahrbuch 1987 Berlin, New York: De Gruyter 185-192
Laitko, Hubert (1996). Persönlichkeitszentrierte Forschungsorganisation als Leitgedanke der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft: Reichweite und Grenzen, Ideal und Wirklichkeit. In: Die Kaiser-Wilhelm-/Max-Planck-Gesellschaft und ihre Institute: Studien zu ihrer Geschichte: Das Harnack-Prinzip Ed. by Bernhard vom Brocke, Hubert Laitko. Berlin, New York: De Gruyter 583-632
- (1999). Die Preußische Akademie der Wissenschaften und die neuen Arbeitsteilungen: Ihr Verhältnis zum „Kartell“ der deutschsprachigen Akademien und zur Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft. In: Die Königlich Preußische Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Kaiserreich Ed. by Jürgen Kocka, Rainer Hohlfeld, R. H.. Berlin: De Gruyter 119-147
- (2011). Das Max-Planck-Institut zur Erforschung der Lebensbedingungen der wissenschaftlich-technischen Welt: Gründungsintention und Gründungsprozess. In: Interdisziplinarität und Institutionalisierung der Wissenschaft: Wissenschaftsforschung Jahrbuch 2010 Ed. by Klaus Fischer, Hubert Laitko, H. L.. Berlin: Wissenschaftlicher Verlag 199-237
Leendertz, Ariane (2010). Die pragmatische Wende: Die Max-Planck-Gesellschaft und die Sozialwissenschaften 1975–1985. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Lüst, Reimar (1972). Ansprache in der Festversammlung der MPG in Bremen am 23. Juni 1972. In: MPG-Jahrbuch 1972 Göttingen: Max-Planck-Gesellschaft 48-56
- (1973). Ansprache in der Festversammlung der MPG in München am 29. Juni 1973. In: MPG-Jahrbuch 1973 Göttingen: Max-Planck-Gesellschaft 7-19
- (1980). Auf die Qualität kommt es an: Warum das Starnberger Institut nicht weitergeführt wird – Ein Gespräch mit Reimar Lüst. Interviewer: Haug v. Kuenheim. Die Zeit
- (2010). Die Gründung eines Max-Planck-Instituts: Methoden und Prinzipien bei Institutsgründungen: Ein Astrophysiker und die Sozialwissenschaften. In: Die deutschen Sozialwissenschaften und die Gründung des Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung Ed. by Jens Beckert, Wolfgang Streeck. 19-28
Markl, Hubert (1997). Forschung in der Max-Planck-Gesellschaft: Innovation und Evaluation: Ansprache bei der Festversammlung der MPG am 4. Juni 1997 in Bremen. In: MPG-Jahrbuch 1997 Göttingen: Max-Planck-Gesellschaft 13-36
- (1998). Forschung an den Grenzen des Wissens: Ansprache bei der Festversammlung der MPG am 26. Juni 1998 in Weimar. In: MPG-Jahrbuch 1998 Göttingen: Max-Planck-Gesellschaft 11-31
Mayer, Karl U. (1990). Vorwort: Ziele und Programm des Symposiums. In: Generationsdynamik und Innovation in der Grundlagenforschung: Symposium der MPG Schloß Ringberg/Tegernsee, Juni 1989 Ed. by Peter H. Hofschneider, Karl U. Mayer. 13
Nottmeier, Christian (2004). Adolf von Harnack und die deutsche Politik 1890–1930: Eine biographische Skizze zum Verhältnis von Protestantismus, Wissenschaft und Politik. Tübingen: Mohr Siebeck Verlag.
Nowak, Kurt, Otto G. Oexle (2001). Adolf von Harnack: Theologe, Historiker, Wissenschaftspolitiker. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Nowak, Kurt, Otto G. Oexle, O.G. O., Rendtorff Otto G. (2003). Adolf von Harnack: Christentum, Wissenschaft und Gesellschaft. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Picht, Georg (1980). Nachdenken nicht gefragt: Ein einzigartiges Forschungsinstitut wird mit dem Leiter pensioniert. Die Zeit
Projektgruppe Wissenschaftswissenschaft (Helmut Baitsch, Theodor M. Fliedner, Joachim B. Kreutzkam, Ina S. Spiegel-Rösing): Memorandum zur Förderung der Wissenschaftsforschung in der Bundesrepublik Deutschland (1973). Projektgruppe Wissenschaftswissenschaft (Helmut Baitsch, Theodor M. Fliedner, Joachim B. Kreutzkam, Ina S. Spiegel-Rösing): Memorandum zur Förderung der Wissenschaftsforschung in der Bundesrepublik Deutschland. Essen: Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft.
Rebenich, Stefan (1997). Theodor Mommsen und Adolf Harnack: Wissenschaft und Politik im Berlin des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Abschnitt III: Die Kirchenväterkommission. Berlin, New York: De Gruyter.
Reber, Arthur S. (1993). Implicit Learning and Tacit Knowledge: An Essay on the Cognitive Unconscious. Oxford: Oxford University Press.
Reich, Utz-Peter (1980). Leserbrief. Die Zeit
Renn, Jürgen, Guiseppe Castagnetti, G. C. (1999). Adolf von Harnack und Max Planck. Berlin: MPI für Wissenschaftsgeschichte Berlin. Preprint 113.
Renn, Jürgen, Horst Kant (2007). Erfolge abseits des Mainstreams. Max Planck Forschung 3: 15-18
Schanz, Günther (2006). Implizites Wissen. München: R. Hampp.
Spiegel-Rösing, Ina, Derek J. de Solla Price (1977). Science, Technology, and Society: A Cross-Disciplinary Perspective. London, Beverly Hills: Sage Publications.
Staab, Heinz A. (1987). Forschung braucht ein Klima der Anerkennung und des Vertrauens: Ansprache bei der Festversammlung der MPG am 12. Juni 1987 in Hamburg. In: MPG-Jahrbuch 1987 Göttingen: Max-Planck-Gesellschaft 15-26
- (1990). Ansprache des scheidenden Präsidenten Professor Dr. Dr. Heinz A. Staab: „Die Max-Planck-Gesellschaft in einem sich ändernden politischen Umfeld: Rückblick auf die Jahre 1984 bis 1990,“ gehalten auf der Festversammlung der Max-Planck-Gesellschaft am 22. Juni 1990 in Lübeck. In: Jahrbuch der Max-Planck-Gesellschaft 1990 15-27
Stekeler-Weithofer, Pirmin (2008). Ist die Idee der (deutschen) Universität am Ende?. Denkströme. Journal der Sächsischen Akademie der Wissenschaften 1: 53-64
Sucker, Ulrich (2002). Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Biologie: Seine Gründungsgeschichte, seine problemgeschichtlichen und wissenschaftstheoretischen Voraussetzungen (1911–1916). Stuttgart: Franz Steiner Verlag.
Trischler, Helmuth (2004). Nationales Innovationssystem und regionale Innovationspolitik: Forschung in Bayern im westdeutschen Vergleich 1945 bis 1980. In: Politik und Kultur im föderativen Staat 1949 bis 1973 Ed. by Thomas Schlemmer, Horst Woller. Bayern im Bund. München: Oldenbourg Akademieverlag 117-194
Vierhaus, Rudolf (1996). Bemerkungen zum sogenannten Harnack-Prinzip: Mythos und Realität. In: Die Kaiser-Wilhelm/Max-Planck-Gesellschaft und ihre Institute: Studien zu ihrer Geschichte: Das Harnack-Prinzip Ed. by Bernhard vom Brocke, Hubert Laitko. Berlin: De Gruyter 129-138
- (2003). Vergangenheit als Geschichte: Studien zum 19. und 20. Jahrhundert. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Vierhaus, Rudolf, Bernhard vom Brocke (1990). Forschung im Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft: Geschichte und Struktur der Kaiser-Wilhelm-/Max-Planck-Gesellschaft. Stuttgart: DVA.
Vogt, Annette (2007). Vom Hintereingang zum Hauptportal? Lise Meitner und ihre Kolleginnen an der Berliner Universität und in der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft. Stuttgart: Franz Steiner Verlag.
- (2013). Anneliese Maier und die Bibliotheca Hertziana. In: 100 Jahre Bibliotheca Hertziana: Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte: Die Geschichte des Instituts 1913–2013 Ed. by Sybille Ebert-Schifferer, Marieke von Bernstorff. München: Hirmer Verlag 116-121
Weingart, Peter (2010). Wahlverwandtschaften. NTM. Zeitschrift für Geschichte der Wissenschaften, Technik und Medizin N.S. 18(3): 393-399
Weizsäcker, Carl Friedrich von (1982). Erforschung der Lebensbedingungen [Juni 1979]. In: Der bedrohte Friede: Politische Aufsätze 1945–1981 Ed. by Carl Friedrich von Weizsäcker. München, Wien: Carl Hanser 449-485
Werner, Petra (1991). Ein Genie irrt seltener… Heinrich Otto Warburg: Ein Lebensbild in Dokumenten. Berlin: Akademie Verlag.
Wilson, Timothy D. (2002). Strangers to Ourselves: Discovering the Adaptive Unconscious. Cambridge MA: Harvard University Press.
Witt, Peter Christian (1990). Wissenschaftsfinanzierung zwischen Inflation und Deflation: Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft 1918/1919 bis 1934/35. In: Forschung im Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft: Geschichte und Struktur der Kaiser-Wilhelm-/Max-Planck-Gesellschaft Ed. by Rudolf Vierhaus, Bernhard vom Brocke. Stuttgart: DVA 579-656
Fußnoten
Als konzentrierte aktuelle Artikulationen des Selbstverständnisses der MPG und als Fazit der darum geführten Debatten können die Ansprachen ihrer Präsidenten bei den alljährlichen Festversammlungen betrachtet werden. Für das Thema des vorliegenden Aufsatzes sind diese Reden eine erstrangige Quelle. Für Bezüge auf diese Reden wird eine vereinfachte Form des Quellennachweises gewählt; wenn nur der Name des jeweiligen Präsidenten und eine Jahreszahl genannt werden (etwa: Butenandt 1968), dann bedeutet dies die Ansprache, die der Präsident auf der Festversammlung der MPG in dem jeweiligen Jahr gehalten hat und die im MPG-Jahrbuch des gleichen Jahres gedruckt ist. Die Auswahl konzentriert sich vor allem auf Äußerungen von Adolf Butenandt während seiner Amtszeit als Präsident der MPG (1960–1972). Diese Beschränkung erfolgt einerseits, um den Text nicht zu überfrachten, und andererseits, weil diese Periode in der Geschichte der MPG eine besondere Stellung einnimmt: Nach der Überwindung der Nachkriegsprovisorien, den Aufbaujahren, der organisatorischen Festigung der MPG und ihrer Etablierung im Wissenschaftssystem der Bundesrepublik Deutschland waren diese zwölf Jahre ihre erste Reifephase, in deren Verlauf eine intensive Reflexion ihrer Prinzipien erfolgte. – Daten aus der Geschichte der KWG und der MPG, für die keine gesonderten Belegstellen angeführt werden, beziehen sich auf Henning und Kazemi (2011).
Butenandt (1961, 7–19, hier 7).
Butenandt (1961, 8, 19).
http://www.mpg.de/kurzportrait [Zugriff 16. 1. 2015].
So schloss Adolf Butenandt seine Ansprache auf der Festversammlung der MPG in Berlin am 25. Juni 1971 mit den Worten: „Wir alle, die wir uns für die Zukunft der Max-Planck-Gesellschaft verantwortlich fühlen, haben die Verpflichtung, die durch das einmalige Ereignis des 11. Januar 1911 auf unsere Schultern und die der folgenden Generation gelegt wurde, dafür zu sorgen, daß die Max-Planck-Gesellschaft auch im siebenten Jahrzehnt der Geschichte der Kaiser-Wilhelm-/Max-Planck-Gesellschaft ihre großen Aufgaben im Dienste der Wissenschaft erfüllen kann.“ Butenandt (1971, 42).
Vierhaus (1996, 138; 2003, 446–459); zu Adolf von Harnack als Wissenschaftsorganisator und Wissenschaftspolitiker, siehe Vierhaus (2003, 423–445).
Fink „Harnack-Prinzip und Wissenschaftsmanagement: Möglichkeiten und Grenzen der effektiven Verwaltung von Forschungseinrichtungen“ als Manuskript verfügbar in: MPG-Archiv V. Abt. Vc Rep. 4.
Näher zu Harnack als Wissenschaftspolitiker und Wissenschaftsorganisator siehe Burchardt (1987, 215–233, hier 218).
Burchardt (1996, 145–172, hier 147–155). – Näher zu Harnack als Wissenschaftspolitiker und Wissenschaftspolitiker siehe Nowak und Oexle (2001); Nowak et al. (2003); Nottmeier (2004).
Die Förderung der Wissenschaften (Die Förderung der Wissenschaften 1928, 119–147, 149–173).
Vierhaus (1996, 129–130).
Zit. in: Haevecker (1951, 44–45).
Rebenich (1997, 129f.).
Harnack (1900, 90–99).
vom Brocke (1999, 119–147); Laitko (1999, 149–173).
vom Brocke (1990, 70–72).
„Jedenfalls erwies sich Harnacks Kunstgriff als so wirkungsmächtig, daß Harnack bis heute in der Nachfolge Humboldts ideeller Urvater der Gesellschaft genannt wird.“ vom Brocke und Laitko (1996, 4).
Sollte Humboldt dies befürchtet haben, so war das weitsichtig, denn das als Möglichkeit in Betracht Gezogene trat nach 1810 in Berlin tatsächlich ein: „Die bislang der Akademie zugeordneten Institute – vom Botanischen Garten über das Astronomische Observatorium bis zum Physikalischen Laboratorium – wurden der Universität zugeschlagen. […] Damit hatte die Akademie eigenständige Forschungsressourcen und somit eines ihrer Standbeine verloren.“ Hohlfeld, Kocka und Walther (1999, 416).
Ein kurzer historischer Überblick ist enthalten in: http://www.helmholtz.de/ueber_uns/geschichte/geschichte_der_helmholtz_gemeinschaft/.
Helmholtz (1971, 12f.).
Keller, Interview mit Peter Gruss, 14. Oktober 2010.
Butenandt (1972, 32f.).
http://www.mpg.de/geschichte_mpg [Zugriff 16. 1. 2015].
Harwood (1996, 337–338).
Sucker (2002, 155–197).
Glum (1930, 370f.).
Generalverwaltung der MPG (1954, 5–14.
Butenandt (1964, 30f.).
Grau (1996, 138–144).
Lüst (1972, 50f.).
Van den Daele und Krohn. MPG-Archiv II. Abt. Rep. 9 Nr. 15 (nicht paginiert).
Ebd., 22 (Seitenzählung des Typoskripts).
Ebd.
Ebd., 23, Hervorhebung des Autors.
Gerwin (1996, 211–224).
Vorschlag zur Gründung eines Max-Planck-Instituts zur Erforschung der Lebensbedingungen der wissenschaftlich-technischen Welt vom 1. 11. 1967, 1. MPG-Archiv II. Abt. Rep. 9 Nr. 13.
Weingart (2010, 395–396).
Lüst (2010, 25–26); Leendertz (2010, 22–49).
Weizsäcker (1982, 449–450).
Laitko (1996, 583–632).
Der wesentliche, in der Vielfalt seiner Erscheinungsformen invariante Inhalt des Prinzips wurde damals in der Formulierung ausgedrückt, „daß einzelne Personen in einer Weise institutionell ausgezeichnet oder herausgehoben werden, die ihnen alle oder fast alle Variablen der betreffenden Einrichtung zu ihrer persönlichen Disposition stellt“ (Hervorhebung des Autors), Laitko (1996, 588).
Laitko (1996, 622f.).
Henning (2012, 33f.).
Laitko (1996, 627–629).